Montag, 1. Oktober 2007

Die journalistische Distanz

Hier kommt meine vorläufige Praktikumsbilanz: Ich bin desillusioniert und frustriert.
Am Freitag erschien die Oktober-Ausgabe, in der zum ersten Mal ein Stück von mir war. Wegen meiner Bett-Pause hatte ich die Texte von zu Hause geschickt und die Druckfahnen nicht gesehen. Allerdings hatte ich auch keine Rückmeldung bekommen, wie viel da so redigiert werden musste.
Nach der Standpauke vom Wolff nach dem Reiserecht-Servicestück hatte ich alle Texte penibel auf die sachgerechte Anwendung des Konjunktiv überprüft und war ganz stolz gewesen, dass ich daran mal gedacht hatte. In der Ursprungsversion wären mir die Texte in der Lehrredaktion schon allein wegen mangelnder journalistischer Distanz um die Ohren gehauen worden, von möglichen inhaltlichen und sprachlichen Fauxpas ganz zu schweigen.
Heute Morgen in der S-Bahn lese ich also zum ersten Mal meine Stücke - nur mal so pro forma, eigentlich hätte ich sie ja kennen müssen. Am Wochenende hatte ich mich erst mal nur über die schönen Bilder gefreut.
Und da haben die doch tatsächlich in der einzigen Geschichte, die ich für arbeitsprobenwürdig befunden hatte, alle Konjunktive rausgehauen und in Präsens umgewandelt! Ohne mir wenigstens mal Bescheid zu sagen, geschweige denn die Texte zum Gegenlesen zu schicken. Man mag es kaum glauben, aber ich war wirklich auf 180. Wozu höre ich mir denn in der Lehrredaktion so was an und verinnerliche das auch noch brav, um dann alle Grundsätze umgeworfen zu kriegen?!
Jetzt sitze ich seit fünf Stunden in der Redaktion, koche innerlich und denke drüber nach, wie ich das anbringe. Eigentlich sind die Redakteure nämlich ziemlich nett, und das macht es nicht einfacher. Entweder bringe ich das in meinem (voraussichtlich insgesamt ziemlich kritischen) Feedback am Ende des Praktikums unter oder ich geh nachher mal rüber und mache meinem Ärger Luft.
Hiermit betone ich ausdrücklich, dass die Leute bei Berlin maximal sehr nett sind, ich aber ein Praktikum dort niemandem empfehlen würde. Das gilt nicht für den Tagesspiegel, da würde ich jedem ein Praktikum empfehlen, wenn ich mir angucke, wie die Wirtschafts-Praktikanten behandelt werden.
Grrr.

Donnerstag, 27. September 2007

Schlaf wird eh überbewertet

Es ist ein Uhr dreißig. Und ich sitze in der MDR Hörfunkzentrale. Ich bin diese Woche bei den Nachrichten eingeteilt. Das schließt Nachtdienst ein, von 21 Uhr bis 5 Uhr 15. Prinzipiell habe ich da ja nichts dagegen. Nur: Es ist nicht wirklich viel zu tun. Und so schlage ich mir einigermaßen sinnlos die Nacht um die Ohren. Nun gut, ein paar Ländermeldungen – Vorausmeldungen für morgen – waren zu schreiben. Die ersten habe ich hinter mir. Meldungen vom Schlag der folgenden:
Auf dem Brocken wird ab heute erstmals moderne Kunst präsentiert. Mitglieder einer Harzer Künstlergruppe stellen im Brockenhotel etwa 20 Bilder und Skulpturen aus. Darunter sind auch Szenen aus der Walpurgisnacht. Die Ausstellung wird mindestens ein Jahr lang zu sehen sein.
Holger, ein gemütlicher Mittfünfziger mit Bauch und Halbglatze, der herrlichstes Sächsisch spricht, schreibt jede Meldung um. Als er damit fertig ist, sagt er: „So, und jetzt warten wir auf um drei.“ Nach drei sollen von den Agenturen noch weitere Vorausmeldungen kommen. Bis dahin kann ich mich wach halten, indem ich ein wenig im Netz surfe.
Zwei Uhr zehn. Ich kriege Hunger. Das kann ich gar nicht verstehen, habe ich doch ordentlich Abendbrot gegessen. Holger beißt in sein mitgebrachtes Brot.
Auf den Internetseiten der ZEIT kann man sich anschauen, wie Hamburger sich ihr „klangvolles Zuhause“ einrichten. Bilder von Menschen und ihren Musikanlagen. Bilder, die man sich sonst nie anschauen würde. Über die Agenturen kommt ein Korrespondentenbeitrag. Ein Porträt zum 70. Geburtstag des Malers Johannes Grützke. Nie gehört den Namen. Ich lerne: „Johannes Grützke hat mit seinen Gemälden das groteske Bild der Deutschen gezeichnet.”
Gestern gab es nur Sportmeldungen, heute kann man auch nachts aus den Agenturen noch was lernen … naja: Vor 50 Jahren explodierte im Südural ein unterirdischer Betontank einer sowjetischen Nuklearfabrik; das war eine der größten Atomkatastrophen der Geschichte. Junge Spanier sind Nesthocker, weil eigene Wohnungen nahezu unerschwinglich sind. Popmusik aus Kanada ist voll im Trend. Aus DaimlerChrysler wird Chrysler – auch auf Briefpapier und Overalls …
Zwei Uhr fünfunddreißig. Nachts ununterbrochen auf den Computerbildschirm zu starren ist anstrengend. Aus dem Fenster gucken ist nicht. Vielleicht sollte ich mal die Treppen ein bisschen hoch und runter gehen?
Drei Uhr drei. Ländermeldungen kommen tatsächlich, aber keine, die wir nicht schon kennen würden. Immerhin ist bei der Vorschau für Berlin ein Lacher dabei: Um zehn wird es eine PK geben "zur Behandlung des über Malta angeschossenen brandenburgischen Schreiadlers «Sigmar»."
Weiter Agenturmeldungen gucken. Da kommt noch was. Heute ist der Tag der Ausstellungseröffnungen. Seltene Briefmarken- und Postliteratur in Leipzig. Zeitgenössische Kunst des Kupferstich-Kabinetts in Dresden. Gläser von der Antike bis zur Gegenwart in Eisenach. Das ist zwar alles recht speziell, aber allemal besser als irgendwelche Kettensägen-Mörder.
Vier Uhr fünf. Das war’s. Viel war und ist nicht los – ab nach Hause!

Keine competition ohne Handtasche!

Es gibt Tage, auch wenn sie seltener geworden sind, an denen frage ich mich, ob das der richtige Beruf für mich ist.

Heute wieder ein Wirtschaftstermin, ich habe langsam Gefallen gefunden daran: Man bekommt alles schriftlich, macht nur Stichpunkte, die Zahlen über Umsatz und Gewinn verpackt man hinterher in ein paar schöne Worte und bittet die Grafik-Abteilung, das zu veranschaulichen - fertig ist der Lack.
Denkste.

10 Uhr, internationale Lederwarenmesse in der Weltstadt Offenbach. "Ach, da tanzen Leute in Lederkluft rum und ich schreib nachher lustige 60 Zeilen über Umsätze", dachte ich mir. Weit gefehlt.
Bei der Ledermesse geht es nämlich hauptsächlich um Handtaschen.
Also auf zur Fashion Show.
"Silber, metallic, verspielt, minimalistisch, Crash-Optik, oversized bags, clutch bags, androgyn" - der "Fashion Designer" schmeißt wild Stichpunkte in den Raum, mit denen ich nichts anfangen kann. Die Journalisten drum rum gucken wissbegierig. Ich bin diesmal nicht die schlechtangezogenste Person im Raum, gehöre aber definitiv ins untere Drittel.
Dann begint die Show. "Drama, Drama, Drama", schallt es in meinem inneren Ohr, und "die Handtasche muss leben" - wohl zuviel Germany's next Top Model geguckt.

Ich frage mich, wie ich die Zeilen mit dem Kram vollkriegen soll, denn ich verstehe nix von Mode und erst recht nicht von Handtaschen. Wohl zu wenig Vanity Fair gelesen.
Also auf zu den Händlern, die müssen mir ja auch in einfachen Worten sagen können, welche Trends es gibt.
Head of soundso, bekannte Modefirma G.W.: "Haben Sie nicht eine einfachere Frage für den Anfang".
Nein.
Was sollte man denn ausgeben wollen für eine Tasche? "Das ist aber eine nüchterne Frage". Der Head musterst mich mit einem abschätzigen Blick von oben bis unten. Ich bekomme den faden Geschmack davon, dass hier zwar vielleicht nicht zur Upper Class gehören, aber wenigstens so aussehen muss als ob.
"Auch wenn Sie nur einen Rucksack tragen, werden Sie doch wohl wissen, dass ein Handtaschenkauf eine emotionale Angelegenheit ist, da guckt man nicht zuerst auf den Preis".
Ich denke an meinen letzten Taschenkauf: H&M, 10 Euro: Wenig Emotionen.
Ich schweige.
Dann rückt er doch noch mit der Sprache raus: 800 Flocken für ne Prada-Tasche. Bei meinem Praktikantengehalt von 150 Euro ist immerhin der Griff drin.

Zum Schluss gabs wieder Häppchen, wieder zwei Euro fürs Mittagessen gespart und damit der Prada-Tasche schon wieder einen Quadratmillimeter näher gekommen.

Woche 39, Arbeitsnachweis, stichpunktartig

Kalenderwoche 39 - Arbeitswoche 9 - Praktikumswoche 3:


Montag, 10.50 Uhr - Mainz-downtown: Die Woche beginnt ganz gemächlich - kurzer Abstecher ins Seminar zu Meister Hartmann zwecks Praktikumsplanung im Winter. Meine Anliegen enden jedoch ergebnislos - ziehe ich eben unbefriedigt wieder ab. Die Woche fängt gut an!


Montag, 15.25 Uhr - FAZ.Net-Frankfurt: Die Politikredaktion sucht verzweifelt die Fotos zu Afghanistan, die ich mühsam zusammengestellt habe; Dabei sind die eigentlich von mir mit ganz "logischen Zahlencodes" à la "Taliban1/4-2309" abgespeichert. Als Dank kommt die Anmerkung: "Die findet doch so niemand - bist du ein Zahlenfetischist?" - Hat das doch tatsächlich bis zum 11. Tag gedauert, bis die das gemerkt haben! Immerhin gibt's um zehn vor neun abends einen Döner auf Kosten meines Politikredakteurs.


Montag, 22.24 Uhr - Frankfurt-Hauptbahnhof: Schon in der S1 Richtung Wiesbaden, fällt mir ein, dass mein Auto ja in Mainz steht - gerade noch rechtzeitig vor Abfahrt des Zuges kann ich selbigen wieder verlassen und umsteigen. Um 23.36 Uhr bin ich dann auch daheim!



Dienstag, 06.54 Uhr - Wiesbaden-Schierstein: Wegen der "mangelnden Auslastung" jetzt mal sechs Stunden Arbeit im Pressevertrieb. Nette Begrüßung vom Chef: "Ach, du kommst auch mal wieder zum Arbeiten!" Daran schließt sich eine fünfzehnminütige Debatte an, wann ich diese und nächste Woche mal zu kommen gedenke. Geschlagene viermal im Laufe des Gesprächs weise ich darauf hin, dass ich bis Donnerstag die Termine wissen muss. Letzte Worte des Chefs im Gespräch: "Ja, alles klar, ich sag dir am Freitag Bescheid" - und weg war er. Na, vielen Dank!

Dienstag, 14.13 Uhr - FAZ.Net-Frankfurt - Ankunft: Rein zur Tür - Erster Kommentar: "Ach, du kommst auch noch!" - Erste Zweifel erwachen, ob man wirklich gleichzeitig zwei Jobs zur Zufriedenheit aller ausfüllen kann! Den ganzen Tag danach Artikel zu Burma bearbeitet (beim ersten Mal natürlich "Birma" geschrieben - vielleicht doch nicht so vorteilhaft immer nur die SZ zu lesen, wenn man bei der FAZ Praktikum macht!)
Am Abend bin ich schon um 23.27 Uhr daheim - Donnerwetter: 9 Minuten mehr Schlaf als in der Nacht zuvor!

Mittwoch, 19.12 Uhr - Wiesbaden-Bierstadt: Jetzt erinnere ich mich wieder, wie das ist, wenn man noch bei Tageslicht heimkommt. Im Treppenhaus meinem Vermieter über den Weg gelaufen, der gerade einen seiner 26 Kontrollgänge pro Tag in unserer WG gemacht hat: "Sie haben jetzt Ferien, oder? Da haben Sie's ja gut!" - Ja, Alter, ist recht. Ich beschränke meine Reaktion auf ein freundliches Lächeln und verzichte auf einen Kommentar.

Donnerstag, 8.52 Uhr - FAZ.Net-Frankfurt: Mein Masterplan: Heute komme ich früher, um schon um fünf Uhr gehen zu können! Die Realität: Ein Sonderauftrag. Betreuung der Extralinks zum "Regierungswechsel" am Wochenende in Bayern. Den lieben langen Tag stelle ich Texte über Stoiber, Huber, Beckstein, Seehofer, Pauli und umgekehrt und alles noch mal von vorne zusammen. Bilderstrecken entwerfen usw. und so fort. Die Folge: Zwei Überstunden und ein Abgang erst um 18.55 Uhr und das Bedürfnis, den Namen Stoiber jetzt einfach mal nicht mehr hören und lesen zu müssen - das mir das nochmal passieren würde!

Freitag, 13.35 Uhr - Wiesbaden-Schierstein: Sechseinhalb Stunden Arbeit im Pressevertrieb sind erledigt. Bilanz heute: Dreimal in den Finger geschnitten, zweimal mit dem Chef diskutiert zwecks Arbeitszeiten in der kommenden Woche ("Ich kann am Dienstag auf keinen Fall!" - "Dienstag brauche ich dich aber unbedingt!" - "Dann kann ich aber am Montag nicht!" - ""Montag musst du auf jeden Fall kommen!" - "Ach, und dafür dann am Donnerstag nicht?" - "Also Donnerstag habe ich dich jetzt schon fest eingeplant!")

Freitag, 14.36 Uhr - Autobahn A3, Höhe Offenbacher Kreuz - Heimfahrt Richtung Franken: Endlich kriege ich Bayern3 im Autoradio rein - noch 110 Kilometer bzw. 70 Minuten bis daheim! FAZ.Net und Pressevertrieb sind plötzlich ganz weit weg - und die nächste Woche mit ihrem ganzen Stress noch in weiter Ferne - Heimat, ich komme!

Mittwoch, 26. September 2007

Häppchen im Kostümchen

These des Tages:
Ich bin und bleibe eine Provinznudel-Praktikantin.

Rolle rückwärts:
Unser Wirtschaftsredakteur (der einzige) ist im Urlaub. Deshalb werden viele Wirtschaftsthemen auf die derzeit einzige Praktikantin abgeschoben: mich. Wolff würde warm ums Herz werden bei diesen Themen: PK der hessischen Chemieverbände.
Heute morgen in der S-Bahn denke ich, ich guck mal, wo genau die PK ist: Steigenberger Hotel Frankfurter Hof. Prima, denk ich mir, hätte man sich vielleicht was anderes anziehen sollen.
Also in abgewetzter Jeans, ausgewaschenem H&M-Shirt und Totenkopftasche ins Steigenberger. In der Lobby nur feine Herren in Anzügen, die auf Englisch über Wirtschaft reden. Allein die Toilettenräume sind größer als meine ganze Wohnung.
Durch drei Gänge zur PK. Dort bekomme ich mehrere Namensschildchen und darf an einer fein gedeckten Tafel Platz nehmen. Der Kollege neben mir im Anzug. Der Pressesprecher kommt und schüttelt jedem persönlich die Hand. Der Kollege neben mir: "Das ist immer gut, wenn die Leute einem in die Augen gucken und nicht an einem vorbei. Macht Putin ja auch so: direkt in die Augen gucken".
Äh, ja. Bestimmt.
Ich lese eifrig das Pressematerial.
Der Kollege: "Und Sie sind von der FTD?"
Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung war.
"Und wo ist eigentlich dieser Komiker von der FAZ?".
Ich gucke weiter ins Pressematerial. Und in die Runde: dpa ist da, Reuters, die FTD, FAZ - alle im Anzug und Kostümchen.
Naja, wenigstens fürs Mittagessen war gesorgt: Lachs-Häppchen und Rotwein.

Freitag, 21. September 2007

Die Sache mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand

Eigentlich dachte ich ja, ich könnte jetzt mal zwei Wochen in Ruhe aussetzen mit dem Blog. Aber die Redaktion macht auch vor Krankschreibungen nicht halt, also bin ich wieder hier.
Heute hab ich in der Redaktion angerufen, um die Fortsetzung meiner Krankschreibung um eine weitere Woche zu verkünden. Bin ich mal nicht so, dachte ich, und hab vorsichtig angemerkt, dass ich ja auch ein bisschen was im Liegen zu Hause machen könnte. Nur in die Redaktion könne ich eben nicht kommen.
"Musst du auch", kam es forsch von der anderen Seite der Leitung. "Dein Themenvorschlag wird nämlich die Titelgeschichte, und du bist ja nur noch bis zum 5. Oktober da." Aha. Um alle Irritationen gleich vorweg zu nehmen: Es handelt sich hier um das klassische Terrier-Syndrom. Ich hab ein ganz harmloses Thema vorgeschlagen, das der Terrier in Person der Chefredakteurin aber anders aufgefasst hat. Und ihre Interpretation findet sie ganz toll.
Ich eher nicht so. Ich hatte nämlich für meinen bescheidenen Vorschlag schon stundenlang recherchiert, wenig gefunden und beschlossen, dass man vielleicht eine Seite damit füllen könnte. Die Titelgeschichte hat sechs. Prima. Immerhin macht die Pauschalistin das mit mir zusammen, sonst wäre ich einigermaßen hilflos. Na ja, aber da kommt wenigstens keine Langeweile auf. Perspektivisch bestehen meine nächsten Tage also aus Fangopackungen, Endlos-Recherche, Physiotherapie, Telefonaten bis zum Ohrenglühen und Massagen.

Das war jedenfalls einer der seltenen Momente in meinem bisherigen Studentenleben, in denen ich die Vorzüge des Amtes erkannt habe: Da ist man absolut abwesend, wenn man krankgeschrieben ist. Arbeit mit nach Hause gibt's da nicht. Aber was soll's...

Mittwoch, 19. September 2007

ABM für Praktikanten

Falls jemand das Großereignis des Tages nicht mitbekommen haben sollte: Die POPKOMM hat heute begonnen. Das war in der letzten Woche bereits Gespräch bei der Wochenplanung. Und dazu wollten die Chefs was haben. Am besten ein Interview mit einer bekannten Band, die dort auftritt. Und dann was zu Tonstudios im Sendegebiet. Also habe ich ein Interview organisiert mit dem Sänger der Band Polarkreis 18, die immerhin aus Dresden kommt. Der Moderator, der das Interview führen sollte, fragte dann natürlich, warum wir denn mit dieser Band sprechen würden, die dem MDR info-Hörer kaum bekannt sein dürfte. Zudem würde sich die Musik sehr sphärisch und wenig nach Mainstream anhören. Nun ja, Christina Stürmer tritt da eben nicht auf. Das Interview gab’s trotzdem.

Mit den Tonstudios hatte ich ein anderes Problem: Ich wusste zunächst gar nicht, was ich denen sagen sollte, warum wir mit denen reden wollten. Dann war die Ansage: Na, uns interessiert, wie sich so ein kleines Tonstudio, das keine bekannten Acts produziert, so durchschlägt. Aha. Rumtelefoniert. Zunächst wenig erfolgreich. Dann meldete sich doch einer zurück. Ich vereinbarte einen Termin für ein Telefongespräch am nächsten Vormittag. Zum Betreuer: „Es klappt doch noch mit einem Tonstudio.“ – „Gut, wann fährst du hin?“ Wie – wann fahre ich hin? Ich hatte gedacht, das würden wir am Telefon klären. Nee, nun doch vor Ort recherchieren. Dumm nur, dass das Tonstudio in der Pampa liegt. Gut 1 ½ Stunden von Halle. Zweimal Zug und dann noch Bus. Mal eben schnell hinfahren und dann gleich den Beitrag fertig machen war nicht drin. Mein Termin war um zwölf. Ich hab’s auch gleich gefunden. Ein winziges Studio im Leipziger Land. Kurzes Vorgeplänkel, dann Mikro eingeschaltet. Eine halbe Stunde gefragt. Dann noch mal auf’s Mikro geschaut. Es war aus. Der Super-GAU. Nachgekuckt. Batterie alle. Das darf doch nicht wahr sein. Blamage im Technikuniversum. Dabei hatte doch die Anzeige noch zwei von vier Balken angezeigt. Zum Glück gab’s um die Ecke einen Aldi. Und noch mal von vorn. Immerhin war der Typ ein geduldiger und nachsichtiger Zeitgenosse. Letztendlich hat die ganze Sache aber mal wieder länger gedauert als geplant. Und meine These ist ein richtiger Hammer: Jedes Tonstudio sucht sich seine Nische.

Manchmal haben die Aufgaben eines Praktikanten auch was von Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Montag, 17. September 2007

Frankfurter Nächte sind lang

Als heute Morgen mein Wecker klingelte, war es draußen noch dunkel. Missmutig bin ich ins Bad gestapft und habe mich gefragt, warum ich mir eigentlich Praktikum um Praktikum bzw. Probejob antue. Ich brauche endlich mal Ferien von den Ferien!
Naja, selbst eingebrockt, also tapfer sein. Kurz nach acht fährt mein Bus, am Bahnhof schnell noch ne FR gekauft - man will ja wissen, worüber die neuen Kollegen auf Zeit schreiben. Am Gleis angekommen, bin ich schon völlig entnervt: Natürlich hat mein Zug 10 Minuten Verspätung. Und natürlich habe ich alles knapp kalkuliert. Ich komme mit 20 Minuten Verspätung in Frankfurt an, als ich in der Redaktion bin, habe ich von zu Hause fast zwei Stunden gebraucht…
Nach einer weiteren Stunde weiß ich immerhin wieder, warum ich mir noch das zweite Praktikum antue: Die Leute sind alle super nett und total locker, 11 Uhr sitze ich schon auf ner PK des Bauernverbands. Zurück in der Redaktion darf ich wieder unter dem tollen Kürzel „prak“ schreiben. Ständig kommt ein neuer Redakteur (Frankfurt ist eben doch etwas hektischer als die kleine Redaktion in Wiesbaden) und stellt sich vor. Einer sagt: „Ah, du hast ja Vorkenntnisse, richtig? Du warst doch da schon mal in Neu-Isenburg, oder?“ Naja – fast.
Am Nachmittag habe ich schon sechs Themen aufgedrückt bekommen, zwei davon sollen noch am selben Tag fertig werden. Aufs Abstellgleis setzt die Rundschau ihre Praktikanten auf jeden Fall nicht. Auch ein Redakteur aus der Wirtschaft kam schon zu mir: „In Wirtschaftsthemen bist du doch bestimmt schon total eingearbeitet, oder?“. Ja klar, mein Spezialgebiet!
Morgen normaler Redaktionstag. 19.30 Uhr Konferenz, die ungefähr 2 Stunden dauern soll. Danach ab nach Wiesbaden, live und vor Ort in Diskotheken recherchieren.
Zum Glück braucht man mit zunehmendem Alter weniger Schlaf ;-)

Freitag, 14. September 2007

roboter, braunbären und schlechtes wetter

moin!
endlich kann ich das wieder den ganzen tag über sagen ohne verständnislose blicke zu ernten. denn ich bin jetzt seit einer woche in hamburg. auch sonst bleibt die stadt sich treu, seit ich hier bin, ist graues schmuddelwetter. aber ich bin ja nicht hier um faul im park rumzuliegen, das habe ich schließlich in wiesbaden zur genüge getan.
geo also. die redaktion ist im gruner-und-jahr-verlagshaus, einem sehr schicken neuen gebäude, das sich allerdings von innen als heimtückisches labyrinth mit unzähligen fluren und treppen entpuppt, was für leute wie mich, die sich zwar jedes unwichtige detail, dafür aber keine namen, geschweige denn zimmernummern merken können, eine ziemliche katastrophe ist. im praktikantenzimmer ist erstmal nichts für mich frei, also werde ich in ein einzelzimmer direkt neben der brigitte-redaktion abgeschoben. entgegen meinen befürchtungen gibt es hier aber sogar richtig was zu tun. erstmal ein bisschen recherche. als wir neuen praktikanten uns dann beim wissenschaftsredakteur vorstellen wollen, platzen wir mitten in eine konferenz, an der wir dann praktischerweise gleich teilnehmen dürfen und jeder zwei meldungen abstauben, die wir schreiben dürfen. ich muss dann erstmal meine eingerosteten englischkenntnisse wieder aktivieren, denn mein erster gesprächspartner ist ein bärenforscher aus england. bei der zweiten meldung geht's dann um roboter. wer bisher immer gedacht hat, r2d2 und c3po wären realitätsferner hollywood-scheiß, der sollte sich mal diese websites angucken, um zu sehen, womit sich amerikas wissenschaftlerelite im moment so beschäftigt:

www.ai.mit.edu/projects/humanoid-robotics-group/kismet/kismet.html

http://robotic.media.mit.edu/

bitte unbedingt die videos von "leonardo" angucken, das ist die definition von niedlich...

leider darf ich gar nicht so detailliert erzählen, worüber ich schreibe, hier ist alles ganz furchtbar geheim. was aber bei einem magazin, das 2-3 monate im voraus produziert wird, durchaus verständlich ist. nächste woche geht es dann an das dauerbrenner-thema klimawandel. fortsetzung folgt.

Stoiber und Subkow statt Campbell und Chan

Sechs Wochen Arbeiten am Stück gehören der Vergangenheit an - zur Entspannung beginnt jetzt auch endlich mein Praktikum bei FAZ.Net in einem der schönsten Viertel Frankfurts (Ironie; wie die Erfahrung lehrt, muss man das ja immer dazuschreiben); Beziehungsweise hat schon vor fünf Tagen begonnen, aber die Kollegin A.K. (Name der Redaktion bekannt) hat sich ja geweigert, mir eher zu verraten, wie man in diesem Blog was veröffentlicht - Egal!
Der erste Kontakt mit der Redaktion in der Vorwoche war schon sehr ermutigend: Auf die Mail-anfrage, wann ich denn kommen solle, hieß es vom stellvertretenden Chefredakteur nur: "Es überrascht mich, dass Sie hier ein Praktikum machen wollen. Auf meiner Liste stehen Sie nicht. Klären Sie das doch bitte nochmal mit der Personalabteilung." Nach einer unruhigen Nacht konnte ein Anruf alle Verwirrung lösen: Zu meinem Glück hatte er nur die falsche Liste und hat sich inzwischen fünfmal dafür entschuldigt (vielleicht selber mal kurz in der Personalabteilung anrufen hätte mich aber deutlich weniger Nerven gekostet!)
Also: Montag Morgen Punkt 9.30 Uhr Dienstantritt im Politikressort. Diesmal also keine Meldungen über Frau Campbells Handywurf oder Jackie Chans neuen Film wie in seligen alten AP-Zeiten, sondern Subkow, Baschir und wie die ganzen Mächtigen dieser Welt so heißen; Endlich angekommen im Ressort meiner Träume (daher habe ich auch gleich mal stolz den Benutzernamen anders gewählt als beim letzten Mal); Um 10 Uhr erste Redaktionskonferenz mit kurzer Vorstellung meinerseits. Erste Reaktion vom Chef nach zwei Sätzen: "Sie kommen aber nicht von hier?! Sie kommen aus Franken, oder?" - Irgendwann lässt mich das nochmal verzweifeln! Folge: Seit zwei Tagen habe ich jetzt alle Meldungen über Stoibers neuen EU-Job hier betreut: "Das kannst du als unser Quoten-Bayer ja jetzt machen!" - naja - gibt Schlimmeres!
Ansonsten sind alle sehr nett und - wider Erwarten - auch locker: Geschätzte sieben Mal hat man mir am ersten Tag gesagt, ich solle "Du" und nicht "Sie" zu den Leuten sagen. Nach drei Tagen des Kopfzerbrechens, woher ich den mich betreuenden Politikredakteur kenne, bin ich im Intranet auch endlich auf die Biographien aller Mitarbeiter getoßen: Der gute Mann war bis vor ein paar Jahren Redakteur und Moderator (!) beim Deutschen Sportfernsehen! Hätte ich auch selber draufkommen können. Allerdings hat der Mann eine ausgeprägte Imperfekt-Schwäche: Niemand anderes würde sonst wohl glauben, es heiße "verstoß" statt "verstieß"; In dieselbe Richtung ging die Frage vorhin an mich: "Sag mal, es heißt doch: 'Dann stich er auf den Rabbiner ein', oder?" Ja, oder so ähnlich halt!
Wie lautet also das Fazit nach fünf Tagen: So ganz langsam durchschaue ich die Finessen des Computerprogramms hier in der Redaktion; Nach fünf Tagen habe ich hier geschätzte 700 Prozent mehr Politikthemen bearbeitet als in sechs Wochen AP; Und zur Abwechslung ist es auch mal schön, den ganzen Tag im Sitzen zu arbeiten und mal 'ne ganze Woche keine Zeitschriften in den Händen zu halten!
In diesem Sinne - auf weitere 25 Tage mehr!!

Donnerstag, 13. September 2007

Einmal neu, bitte

Hier ist das letzte Deutsche Fernsehen mit der taz-schau.

Huch, schon Schluss? dabei hab ich doch gerade so gut geschlafen. E ist zwischen meinem ersten und meinem diesem letzten Posting nicht wirklich viel Weltbewegendes passiert. Ich fasse zusammen:
- Den täglichen Konferenzen beizuwohnenfand ich am Anfang ziemlich interessant, da das einer der wenigen Momente ist, in denen man mekt, dass man irgendwie doch bei einer "anderen" Zeitung ist. So was wie ein Machtwort eines Chefredakteurs gibt es da kaum bis nicht, alles wird schön basisdemokratisch ausdiskutiert. Wenn ich hier arbeiten würde, fänd ich es glaub ich manchmal recht nervig. Wer auch mal eine taz-Konferenz erleben will, kann sich übrigens einfach in das Café unten setzen, da kommt die oder andere Redaktion (oder die Ressortleiter) schon mal zu kleinen onferenzen zusammen, sehr transparent, genau wie die ganzen Büros eh nur durch Glasscheiben voneinander getrennt sind, auch die Chefredaktion ist so immer einsehbar.
- Die tägliche Arbeit beschränkte sich auf sehr viel privates Surfen, was auch an der nicht vorhandenen Motivation, hier allzu deutliche Schleimspuren zu hinterlassen, zurückzuführen ist. Ansonsten musste ich mir wöchentlich etwa 3 bis 7 leserbriefe ausdenken - was ein spaß. Und ab und an ein paar externe Teste durchredigieren und auf Länge bringen.
- Was ich hier selbst publiziert hab, kann ich an einer Hand abzählen. Ist halt so. Abgehakt. Lief die ersten beide Male auch recht glatt, aber dann. Gelinde gesagt kann man das was folgte als ziemliche Katastrophe betiteln. Hier die Kurzversion:
Ich bin beim mag, kann also eine längere Geschichte schreiben.. Thema gesucht, nicht gefunden, weitergesucht, nur was halbes gefunden, vorgeschlagen angenommen, Recherche gestartet, alle Termine platzen, kein Redaktuer interessiert sich für de Fortschritt, geschweige denn die These meines Artikels, zwischendurch aber wegen Themenmangels in der Planung von Seite 5 zum Aufmacher katapultiert, weiter recherchiert, ziellos, planlos, lustlos, Kurz vor Abgabe erste Version gezeigt, leichte Skepsis, aber ok, mit einer unerfahrenen Redakteurin fast einen ganzen Tag drübergebügelt, danach unzufriedener als vorher, am Abend vor Redaktionsschluss am nächsten Mittag kommt dann doch der verantwortliche Redakteur: "Das geht so nicht" - und diktiert mir in 2 Minuten seine Meinung, These etc., die ich bitte so runterzuschreiben hab. In drei Stunden genau das getan, NOCh unzufriedener als vorher. Gedruckt. Danke schön, bitte schön, tschüss. An Gehirn: Erinnerung bitte löschen. An Google: dito.
- Jetzt gerade zum Abschluss sitz ich nochmal an einer Geschichte für die Medienseite, wieder ohne wirklichen Anlass, wieder ohne wirkliche These. Aber sind ja diesmal auch nur 110 statt 300 Zeilen.

Was ich brauche sind ein paar Nachhilfestunden in Themenfindung und einen Selbstverteidigungskurs gegen selbstverliebte Redakteure.
Und Urlaub. Aber der kommt ja jetzt.
Machts gut und bis bald im wohlbehüteten Schoße des domus.

Mittwoch, 12. September 2007

Aus Fehlern wird man klug? oder Weniger ist manchmal mehr

Manchmal bekommt man als Praktikant durchaus Termine, die nett klingen. Ich war heute bei der Halloren-Schokoladenfabrik. Da wurde eine neue Produktionshalle eingeweiht und das Schokoladenmuseum nach Umbau wiedereröffnet. Außer mir waren da die Bürgermeisterin von Halle, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Hans-Dietrich Genscher, seines Zeichens Ehrenbürger der Stadt Halle, und Uwe Seeler. In der Funktion als Schokoladenbotschafter, wenn ich das richtig verstanden habe. Natürlich waren da auch noch eine Menge anderer Leute. Und alle viel schicker als ich. Ich hatte aber auch erst halb zehn in der Redaktionskonferenz erfahren, dass ich um elf vor Ort sein sollte. „Mach da mal eine schöne Reportage von dem Museum und der neuen gläsernen Produktion.“ Äh ja, weil ich von Reportagen im Radio auch so viel Ahnung habe. Naja, auf die Details zu achten kann ja so verkehrt nicht sein. Also schnell Aufnahmegerät ausgeliehen (die haben hier coole Flash-Micros, wo das Aufnahmegerät im Schaft des Mikros integriert ist und die Überspielung echt schnell geht). Leider habe ich in der Eile keine Kopfhörer mitbekommen und zwischendurch war während der Aufnahmen kein Ausschlag zu sehen. Ich war schon verunsichert, ob ich überhaupt was aufnehme. Die Sorge war unbegründet, die Aufnahme war zwar sehr leise, ging aber hochzuziehen.

Ich nahm sicherheitshalber mal alle Reden auf und ein wenig musikalische Untermalung, die von den Bläsersolisten der Staatskapelle Halle kam. Nach einer guten Stunde war der offizielle Teil beendet. Dann gab’s erstmal Häppchen. Das zog sich. Ich wollte keine Häppchen, sondern lieber das Erlebnis Schokoladenmuseum. Zunächst bin ich dann aber in die neue Produktionshalle gestiefelt. Häubchen auf, Kittelchen an und hinein ins Schokoladenparadies. Mikro an. Produktionsgeräusche. Praline kosten. Irgendwann habe ich dann einen Menschen erwischt, der das Ganze ein bisschen erklärt hat. Und den habe ich gebeten, mir zu erklären, wie eine Praline entsteht, von Anfang bis Ende. Das hat er sehr schön gemacht. Es war der Produktionsleiter, wie ich bei der Verabschiedung erfuhr. Er hatte mir auch noch die Hallorenkugelproduktion (inklusive Verpackung) gezeigt. Ich könnte da jetzt ein Feature für die Sendung mit der Maus machen. Die Aktion hatte nur einen Nachteil: Es hat eine Dreiviertelstunde gedauert. Und da hatte ich das Museum noch nicht gesehen. Also noch mal die Vorstandsassistentin gesucht und mit ihr durchs Museum. Auch sie hat ganz schön erklärt, aber insgesamt war ich dann gut drei Stunden dort gewesen. Und aufgenommen hatte ich 119 Minuten. Und der Techniker hat mir natürlich nicht die einzelnen Clips überspielt, sondern einen einzigen Track.

Es war um drei, als ich mit dem Schneiden begonnen habe, es war kurz nach sieben, als die Reportage stand. Sie sollte noch heute Abend laufen. Ob das was geworden ist, weiß ich nicht. Heute war Fußball und das wird von MDR info live übertragen.

Fazit: An der Effektivität muss ich wohl noch etwas feilen.

Eine Runde Mitleid, bitte!

Also, wahrscheinlich komme ich mit der Erkenntnis spät, aber ich bin so schockiert, dass ich das trotzdem an dieser Stelle anbringen muss.

Ich hab heute gesehen, dass zwanzig arme Würmchen den Test geschafft haben und unseren Unterkurs bilden dürfen. Wir waren mal mehr als zwanzig und sind jetzt noch achtzehn plus Alex, also werden von denen auch nur siebzehn oder achtzehn übrig bleiben. Das ist ja nicht schlimm, aber was ich abartig finde:
Im Internet stand, dass 73 Leute den Test absolviert haben. Der letzte Erfolgreiche hatte aber Nummer 136, und selbst wenn er zufällig wirklich der Letzte in der Nummerierung war, hat nur gut die Hälfte der Leute den Test zu Ende gemacht. Sollte das Herrn Wolff nicht mal zu denken geben? Das kann er doch so nicht gewollt haben!

Ich bin sehr gespannt, was das für Leute sind. So toll wie wir sind sie nicht, ist schon klar, aber netter als unser Oberkurs ja vielleicht doch...

Ich verbleibe in Schock und Unverständnis.

Sonntag, 9. September 2007

Walking in Memphis?!

Hallo zusammen,
um die geballte Beitrags-Phalanx des Ferrari/Koch-Duos etwas aufzubrechen - und damit ihr mich nicht vergesst - hier mal ein kurzer Beitrag aus der Neuen Welt. Das Wichtigste in Kürze: Mir geht's gut, die Uni ist stressiger als bei uns und ja: Die Amerikaner sind alle etwas durchgeknallt! Aber meist auf eine total nette - und wenn nicht, dann zumindest auf eine sehr unterhaltsame - Art und Weise.

Das war der Einstieg, jetzt die Details. Die große Rolle rückwärts spar ich mir hier, wer tatsächlich wissen will, wie der Flug, die Ankunft, die erste amerikanische Poolparty oder sonstwas war, kann gern fragen.

Ansonsten mal konkret: Memphis ist eine Südstaaten-Stadt wie sie im Lehrbuch steht. Wahnsinnig heiß außen (100 Grad Fahrenheit sind gar nichts), dank stets auf Volllast laufender Air-Conditioning dafür innen immer ziemlich kalt. Subways und Starbucks finden sich überall - und "überall" ist wörtlich zu nehmen, denn Memphis - obwohl für amerikanische Verhältnisse ja max. eine mittelgroße Stadt - zieht sich für europäische Maßstäbe beinahe unvorstellbar weit in alle Richtungen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es so gut wie gar keine. Das hat zwei Folgen. Erstens wird das mit den Bus-Fotos schwierig, Oli. Aber ich bemühe mich. Und zweitens schafft man es ohne Auto nirgendwohin. Nicht in die Innenstadt, nicht in die "Vororte", nicht nach Graceland, nicht zum Einkaufen. Zu dramatisch ist das aber meist nicht, denn - auch hier stimmt das Klischee - ausnahmslos jeder amerikanische Student auf dem Campus hat seit er 16 ist ein Auto - und freut sich, immer mal ein paar internationale Studenten kutschieren zu dürfen...

Dabei wäre das aber gar nicht wirklich nötig, denn der Campus hier bietet alles, was das Studentenherz begehrt - vom Schwimmbad bis zum Starbucks-Café. Ich selbst hab im Augenblick vier Kurse, was gar nicht so dramatisch klingt, aber irgendwie doch mehr Arbeit ist, als ich mir das so gedacht habe. Die Kurse selbst sind nämlich doch deutlich zeitintensiver als bei uns (was auch daran liegt, dass man jeden Kurs 2x die Woche hat), dazu gibt es fast jede Woche irgendwelche Tests, Hausaufgaben, etc. Aber bevor ich mich hier ausweine, warte ich besser erstmal ab, wie sehr der Renner euch alle fordert...

Auf und neben dem Campus - also wieder "überall" - gilt das durch viele Hollywoodfilme sehr eingeprägte Klischee: "Americans overdo everything!" Das heißt: Es gibt einfach keinen Normalzustand hier. Das Essen ist entweder super-mega-gesund oder so fettig, dass die erste Bypass-Operation vor dem 30. Lebensjahr unausweichlich ist (und da wir ja hier in der Welt-BBQ-Hauptstadt sind, dominiert letzteres). Die männlichen Studenten sind dementsprechend entweder alle extrem dick oder bis ins letzte austrainiert. Die Mädels entweder Cheerleader-tauglich oder... na ja. Und immer so weiter. Aber ich hoffe immer noch, dass das nur der erste Eindruck ist und der amerikanische "Normalzustand" einfach nur besser versteckt ist als der europäische...

Ansonsten könnte ich mich jetzt noch stundenlang über amerikanische Autos, Einkaufsmalls, Verhaltensweisen, Sportfanatismus, etc. auslassen, aber das spar ich mir heute. Nächstes Mal gibt's dann mehr als diese paar ersten Eindrücke, vielleicht hat sich dann das eine oder andere schon revidiert. Trotzdem: Falls ihr Kinofans seid (das gilt also besonders für dich, Martin), geht nicht in "Balls of Fury". Falls ihr StudiVZ-Fans seid, passt gut darauf auf, denn wenn das Ding Facebook weiterhin nacheifert, macht es bald keinen Spaß mehr. Und falls ihr euch drittens noch nicht richtig mit der Uni Mainz identifiziert, wird es Zeit. Denn wer hier als Freshman nicht an 3 von 5 Unitagen in den "Vereinsfarben" blau/weiß/grau rumläuft, wird schief angeschaut. Und wer sich darüber lustig macht, dass der Bookstore neben Büchern auch Golfbälle mit dem Symbol der University of Memphis verkauft, kann froh sein, dass die meisten Amerikaner sich mit Deutsch doch relativ schwer tun!

Euch allen weiter viel Spaß bei all den Praktika (ganz besonders denen, die bei der dpa und ard.de sind) und dem Genießen der Semesterferien. Ich hoffe, man hört oder liest sich...

Mittwoch, 5. September 2007

Goodbye Saarland

Nach fünf Wochen Saarlandtour ging mein Praktikum am Freitag zu Ende. Aber bis dahin ging’s noch rund:
Dienstag ins Abschiebgefängnis gefahren. Mal wieder gestaunt über die Kaltschnäuzigkeit und Gelassenheit der Angestellten („Wir sind hier nur der Hotelbetrieb“). Georgio kennen gelernt, der 22 Jahre in Deutschland war und noch am selben Tag nach Syrien abgeschoben wurde. Zurück nach Saarbrücken gefahren, nachmittags um fünf noch in die Redaktion gedüst, um bis spät in den Abend die überraschenden Details festzuhalten. Dabei gedacht, dass es doch gut gewesen wäre, nicht ständig dazwischen zu quatschen, wenn man Atmo aufnehmen will.
Mittwoch in die Redaktion mit dem Ziel, wenigstens meinen vorletzten Beitrag fertig zu machen. Einsprechen geht irgendwie an diesem Tag nicht, nach drei Versuchen bin ich nur noch am Rumstottern. Also lieber mit den Kollegen was trinken gehen. Am nächsten Morgen verkatert in die Redaktion. CvD hat keine Zeit, um Beitrag abzuhören.
Freitag, letzter Tag: CvD findet Beitrag richtig gut. In Windeseile das Manuskript für den Knast-Beitrag geschrieben. Zwei Stunden passiert nichts. Mittagessen mit Buchholz, der die Kollegen am Tisch fragt, wie ich mich so mache. Zurück in der Redaktion kommt der CvD mit todernster Mine auf mich zu: „Sag mal, was hast du eigentlich vorher gemacht“. Oho, ich ahne schlimmes. „Äh, ich studiere Journalismus, äh in Mainz“. „Ach, bei Herrn Buchholz also, das merkt man“. Noch immer kein Lächeln auf seinem Gesicht, aber dann kommt’s: „Du schreibst total gute Manuskripte, das ist mir letztens schon aufgefallen. Und auch wenn du rumtelefonierst, stellst du immer genau die richtigen Fragen“. Ach, das ging runter wie Öl! Toll war aber, was danach kam: „Überhaupt sind alle, die vom journalistischen Seminar kommen, immer total gut, man merkt denen das immer an“. Es stimmt also, mit dem SPIEGEL-Niveau ;.-)
Kurz nach acht Uhr abends bin ich aus der Redaktion geschwebt, aber eigentlich wär ich gern geblieben. Radio ist so toll!
Um meine Entzugserscheinungen zu minimieren höre ich zu Hause immer fleißig die Saarlandwelle, aber wenn Schlager kommen, muss ich dann doch auf lautlos stellen…

Dienstag, 4. September 2007

Der Traum vom Berliner Mittelstand

So, nachdem ich für die kommende Ausgabe drei Themen bekommen hatte, stürzte ich mich voller Enthusiasmus in die Arbeit. Eine Betriebsbesichtigung bei Gillette war ja wegen der "hochgeheimen Technologien" etwas schwierig (zu organisieren), aber mit Charme, Demut und penetranten Anrufen konnte ich die Pressefrau überzeugen, mich reinzulassen. Ein Termin steht allerdings noch aus...
Thema 2: Die Sanierung ehemals öffentlicher Kitas durch freie Träger, die Finanzierung derselben und die Auftragsvergabe an Berliner Mittelständler. Ein Stück ohne Nutzwert für den Berliner Mittelstand darf es hier nicht geben. Ich hatte eine wunderbare Quelle, zwei Kästen und eine runde Geschichte - mit These! Ich war so stolz auf mich, dass ich endlich mal eine These hatte und dann auch noch überzeugt war, dass sie sich durchzieht. Wäre ja aber zu schön gewesen. Als ich angemeldet habe, dass ich einen redigierfähigen Beitrag hätte und den Ende der Woche abliefern würde, wurden plötzlich Zweifel der Chefredakteurin/des Terriers angemeldet (ich hoffe, Herr W. liest das hier niemals). Das Thema fänd sie ganz gut, aber Bildung wäre doch so ein abgegrastes Gebiet. Nee, also Kitas möchte sie eigentlich nicht erwähnt haben. Ich sollte doch mal andere öffentliche Einrichtungen suchen, die nach einer Privatisierung saniert würden, und dann sollte ich in den Artikel schreiben, was die demnächst alles bräuchten (Tische, Stühle, Maler, Teppich), damit sich die mittelständischen Unternehmen um die Aufträge bewerben könnten.
Klar, gerne doch. Wie jeder weiß, gibt es das große öffentliche Outsourcing, bei dem die Polizei, die Gewerbeaufsichtsämter, die Asylbehörden und alle Gymnasien privatisiert werden. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, über Sanierung und Finanzierung zu schreiben... Spinnt die? Es geht in der Geschichte nun mal einzig und allein um die Kitas, weil 2005 alle Berliner Einrichtungen privatisiert wurden, unter großem Protest. Das ist DAS Thema.
Waisenhäuser hat sie vorgeschlagen. Das funktioniert aber auch nicht. Erstens heißen die alle anders - Jugendhilfeeinrichtung, Kindernotdienst, Erziehungshilfezentrum und so weiter - sind also suboptimal zu finden. Und zweitens sind so gut wie alle in kirchlicher Hand, und die Kirche bekommt keine öffentlichen Gelder.
Jetzt bin ich frustriert. Da hab ich ein einziges Mal eine vernünftige These, und dann will die keiner wissen. Ich hab mir jetzt einen weiteren freien Träger mit Kitas gesucht; der betreibt aber außerdem ein Museum, ein Musikprojekt, eine Jugendfarm, ein Kinderrechtsprojekt, ein Kulturprojekt, ein Theater, ein Gartenhaus und zwei Abenteuerspielplätze, alle mit öffentlichen Fördermitteln. Den treffe ich heute Nachmittag, das muss reichen.
Na ja, und das dritte Thema (Ich-AG-Unternehmer nach Ablauf der Förderung) schwebt, weil der Terrier immer noch nicht gesagt hat, wie das laufen soll. Alles nicht so einfach.
Irgendwie ist das noch doofer als in der Lehrredaktion. Da weiß man manchmal zwar auch nicht ganz genau, was man schreiben soll, aber das, was man dann schreibt, wird wenigstens so akzeptiert. Hier läuft das so, dass man die Stücke zum Umschreiben zurückbekommt, wenn sie im Tenor nicht exakt den Terrier-Vorstellungen entsprechen. Ich bin gespannt...
Um noch die HÜ einzulösen: Es ist wirklich ein Traum, für und über den Berliner Mittelstand zu schreiben. Nee, tatsächlich ist das gar nicht so schlecht - wenn nur die Führungsebene nicht so anstrengend wäre...

Sonntag, 2. September 2007

Im Wolffschen Garten

Aufgrund eines aktuellen Anlasses hier mal was „off topic“ (sagen die beim SR immer so, klingt doch herrlich wichtig):
Welches deutsche Unternehmen ist in diesem Jahr am umsatzstärksten?
Ich habe spontan mal eine kleine Umfrage in der SR-Redaktion gemacht, wer die Frage nach dem umsatzstärksten Unternehmen beantworten kann: Keiner wusste es.
Na, wisst Ihr’s?
Wenn nicht, dann könnt Ihr froh sein, dass Ihr nicht zum Eignungstest musstet und bereits in den elitären Kreis von Wolff’s Schäfchen aufgenommen wurdet.
Nach sorgfältiger journalistischer Recherche habe ich von mehreren, unabhängigen Quellen erfahren, dass der Wissenstest ziemlich hart war.
Wer die Nato leitet und wo sie ihren Hauptsitz hat – das kann man ja noch wissen. Aber wer Kohls Vorgänger als Parteivorsitzender war, da müsste ich passen. Mussten viele Bewerber offensichtlich auch: Am zweiten Tag des Tests hat Seine Majestät den Studis vor (!!!!) Beginn der Prüfung gesagt, dass er so etwas schlechtes wie den Wissenstest noch nie gesehen hätte. Es folgten Bemerkungen wie „schlechtester Jahrgang“ und anderes. Motiviert doch gleich für den zweiten Teil der Prüfung… - Tja, nur die Harten kommen in Wolffs Garten!

PS: Die Antwort der Frage unter der Rubrik „unnützes Wissen“ lautet: DaimlerChrysler. Im nächsten Jahr wird’s vorrausichtlich VW, weil Daimler jetzt ohne Chrysler ist.

Freitag, 31. August 2007

Der erste Countdown läuft

Es ist die dritte von acht Wochen, die jetzt zu Ende geht, und nach den ersten zwei Wochen geruhsamer und gründlicher Kleinkramrecherche komme ich mir jetzt plötzlich vor wie in der Lehrredaktion am Mittwochabend.
Ich hatte acht Themen vorgeschlagen - immer in der Erwartung, dass sieben davon dankend abgelehnt werden und ich eins schreiben darf. Nee, Pustekuchen: Sie haben alle acht angenommen und vier für die kommende Ausgabe ausgewählt. Das Problem dabei: Am 14. September sollen alle Stücke vorliegen, und weil ja nicht alle erst am letzten Tag da sein sollen, bitten sie um eine gestaffelte Fertigstellung in den Tagen davor. Klar doch, immer gern!
Mannomann, ich hab ja schon mal mit der Recherche angefangen, aber ich musste feststellen, dass das Leben wirklich so kompliziert ist wie bei den doofen Wolff-Themen.
Beispiel: Ich will eine Werksbesichtigung bei Gillette machen. Hört sich erst mal nett an, aber: "Wegen der streng geheimen Technologien, die in der Fertigung zum Einsatz kommen, sind Werksführung sehr schwer zu realisieren." Sie bemühen sich aber und melden sich nächste Woche noch mal... Seh ich aus wie eine Industriespionin?
So, dann suche ich ehemalige Ich-AG-Unternehmer unter 30 und hab bei den Wirtschaftsjunioren der IHK angefragt. Die waren ja auch ganz hilfsbereit und haben mir sechs Kontakte geschickt. Nur sind die guten Jungunternehmer alle Akademiker und haben meist mehrjährige Auslandserfahrung. Was, bitte, soll sich denn der Berliner Otto-Normalunternehmer von denen abgucken?!
Na ja, und so ist das irgendwie bei allen Themen. Aber gut, ohne Herausforderungen wäre das Leben ja auch öde... Folglich forste ich mich weiter (verbotenerweise) durch Google und hoffe auf Zufallstreffer. Und freu mich aufs Wochenende.
Ich wünsche allen, die das lesen, ein schönes ebensolches!

Mittwoch, 29. August 2007

Das zweite Problem besteht darin, dass bei dem Objekt, was ich mir schließlich ausgesucht habe, zwar dabeisteht, dass am Tag des offenen Denkmals Führungen stattfinden werden, wer der Ansprechpartner dafür ist, ist allerdings nicht vermerkt. Da mir die Touristeninformation schon mal so gut helfen konnte, probiere ich es da. Ohne Erfolg. Ich bekomme die Telefonnummer vom „Gebäudemanagement“ der Stadt Halle und vom Stadtmarketing, das Führungen organisiert. Der Herr vom Stadtmarketing ist zwar witzig, kann mir aber auch nicht weiterhelfen. Beim Gebäudemanagement werde ich verbunden zum Stadtarchiv. Der Herr vom Stadtarchiv ist ein bisschen langsam und tut so, als könne er mir weiterhelfen. Am Nachmittag rufe ich ihn wieder an. Wahrscheinlich hatte er mich falsch verstanden. Er konnte mir weder sagen, wer mir schon ein paar Tage vor dem Tag des offenen Denkmals Zugang zur Reil’schen Villa verschaffen kann, noch wer für die Führungen zuständig ist. Aber er hat mir alte Unterlagen zum Objekt rausgesucht. „Ich lege Ihnen das mal in den Lesesaal. Da können Sie bei uns mal vorbeikommen und es sich anschauen.“ So hatte ich das eigentlich nicht gemeint. War aber wohl mein Fehler. Schon bei der Weiterleitung zum Stadtarchiv hätte ich stutzig werden müssen. Nun, ich bin trotzdem hingegangen, denn ich dachte mir: Möglicherweise werde ich mein eigener Führer sein, da kann es nicht schaden, sich informiert zu haben. Und wer behauptet denn, dass Recherche heute ausschließlich über das Internet läuft? Über Gebäude und Besitzer bin ich nun informiert. Aber wer ist nun für Öffnung und Führung zuständig? Ich rufe bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz an, bei der alle Denkmale, die am 9. September geöffnet sein werden, gemeldet werden. Die Reil’sche Villa haben sie nicht gelistet. Das Faltblatt, was ich gefaxt bekommen hatte, ist von den Freunden der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt herausgegeben. Vielleicht wissen die mehr. Eine Internetseite haben sie immerhin. Und eine Sprechstunde: Mittwoch von 16-18 Uhr. Außerhalb dieser Zeit geht keiner ans Telefon. Und die E-Mails scheint auch niemand zu lesen. Als ich heute vom Spielzeugmacher zurückkomme, ist es 17:30 Uhr. Ich rufe bei den Kulturfreunden an, wo tatsächlich jemand ans Telefon geht. Ja, die Reil’sche Villa sei ganz nett, aber auch die Fürstensäle am Bahnhof seien empfehlenswert. „Da kann man sehen, wie der Kaiser seinen Kaffee getrunken hat.“ – „Sind die denn noch original möbliert?“ – „Nein, möbliert sind sie nicht, aber die Decken sind noch erhalten. Wirklich sehr sehenswert.“ Ich glaube, ich bleibe doch bei der Reil’schen Villa. Und immerhin weiß ich jetzt auch, dass sie dem Zoo gehört und dass die Führungen von dem Architekten, der die Sanierung geleitet hat, durchgeführt werden. Müsste ich bloß noch beim Zoo anrufen.

Dienstag, 28. August 2007

Soundso

Es ist gut, wieder hier zu sein. Es ist auch schön, wieder hier zu sein, in Halle, wo ich studiert habe. Und wo der Mitteldeutsche Rundfunk sitzt. Sechs Wochen Radiopraktikum bei MDR info. Nach den ersten vier Wochen bei der Landesbank doch auch mal noch ein sinnvolles Praktikum. Denn bei der Landesbank war ich vor allem eins: chronisch unterfordert. Ein paar Artikel für die Mitarbeiterzeitschrift zu überarbeiten war nun nicht die größte Herausforderung. Und auch die Erstellung einer Chronik zum 50-jährigen Jubiläum der Bank im nächsten Jahr veranlasste mich nicht zu Luftsprüngen. Mit einigem guten Willen könnte man in dieser Aufgabe ja noch einen gewissen geschichtswissenschaftlichen Anspruch sehen, aber wenn sich die Quellen in den Mitarbeiterzeitschriften, den Zeitungsartikeln über die Bank, den Geschäftsberichten und einer vollkommen ausschweifenden, langatmigen und staubtrockenen Schrift zum 25-jährigen Bestehen erschöpfen, verliert man schon bald die Lust. Ganz zu schweigen von meiner nicht vorhandenen Wirtschaftsaffinität.

Und dann hört man Leute vom Radiopraktikum schwärmen und denkt sich: Ja, es gibt in diesen Semesterferien auch noch ein Praktikum, was tatsächlich was mit Journalismus zu tun haben wird. Und dann gerät man doch ins Zweifeln: Werde ich nicht zu hohe Erwartungen haben?

Und dann MDR info, Bereich Zeitgeschehen. Mein Betreuer – der sich tatsächlich zuständig fühlt – ist wirklich nett („Wir wollen ja nicht, dass du nach den sechs Wochen gehst und denkst, dass es nichts gebracht hat.“), ich kann an den Konferenzen teilnehmen, mir wurde am ersten Tag von der Redakteurin vom Dienst erklärt, wie das Programm gebaut wird und sie hat mich auch gleich mal an einen Schnittplatz gesetzt. Dann hab ich mir Themen überlegt und auch zwei durchgekriegt.

Allerdings, so einen Luxus wie bei der Saarlandwelle gibt es nicht. Dienstwagen sind nicht drin. Man merkt auch daran, dass der MDR die Gelder zusammenhalten muss. Morgen will ich nach Oechlitz. Das ist ein winziger Ort ca. 40 km südwestlich von Halle. Da fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel hin. Ich hab trotzdem bei Frau Schmidt angerufen, deren Mann dort Holzspielzeug herstellt. Und ich habe ihr gesagt ich würde gern was über Spielzeugproduktion in der Region machen, hätte aber leider kein Auto. Frau Schmidt freute sich, dass sich das Radio für ihr Spielzeug interessiert und hatte auch ein Einsehen in Bezug auf das fehlende Auto: „Wissen Sie, ich bin sowieso vormittags in Merseburg. Da treffen wir uns dort am Bahnhof und ich nehme Sie mit. Und auch zurück kriegen wir Sie schon wieder zum Zug.“ Das ist wirklich entzückend. Ein bisschen peinlich ist es aber auch. Und trotzdem freue ich mich, denn das Thema ist nett und Frau Schmidt hat mir auch schon versprochen, dass ihr Mann mal die Säge anwerfen wird, damit man auch was hören kann.

So habe ich mich heute also auf morgen vorbereitet und nebenbei noch das zweite Thema in Angriff genommen: den Tag des offenen Denkmals. Für radioungeübte Praktikanten ganz gut, da bis zum 9. September einige Zeit Vorlauf ist. Der Vorlauf ist auch notwendig. „Am besten du machst was über ein Denkmal, das dieses Jahr zum ersten Mal dabei ist. Idealerweise irgendso ein altes Gemäuer, wo der Wind durchpfeift und es ein bisschen gruselig wird.“ Das war die Anregung. Anspruch und Wirklichkeit liegen jedoch nicht immer so nah beieinander. Es fing damit an, dass mir niemand sagen konnte, welche der gemeldeten Denkmale überhaupt zum ersten Mal dabei sind. Die Dame vom Landesamt für Denkmalschutz in Halle: „Ja, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen, aber das sind ja nur 700 Denkmale in Sachsen-Anhalt dieses Jahr, da vergleichen Sie die Liste von diesem Jahr einfach mit der vom letzten. Sie haben doch bestimmt einen Praktikanten, der das machen kann?“ Die Praktikantin ruft daraufhin in der halleschen Touristeninformation an und lässt sich eine Liste faxen, in der die geöffneten Denkmale der Umgebung inklusive der Angabe, ob sie zum ersten Mal teilnehmen, draufstehen. Glück gehabt. Erstes Problem gelöst. Es gibt noch ein zweites, das nicht darin besteht, dass auf der Liste keine sagenumwobenen Spukschlösser verzeichnet sind. Fortsetzung folgt.

Montag, 27. August 2007

Geh auf's Ganze!

Wie schön: Am Freitag ist die Septemberausgabe des Magazins in den Druck gegangen. Ich dachte ja, dass man "Druckfahnen" überprüft, aber das heißt heutzutage ganz wichtig "der Plot". Na gut, damit kann ich mich ja anfreunden.
Allerdings bin ich seit der Überprüfung des "plots" nicht mehr sicher, ob ich meinen Beruf richtig gewählt habe. Ich zweifle ja schon seit Monaten, auch immer im Amt. Vielleicht ergibt sich noch mal die Möglichkeit eines Spartenwechsels. Ich glaube, ich möchte Korrekturleserin werden. Unbeliebt bin ich ja im Amt inzwischen sowieso, da schadet das auch nicht mehr, wenn ich den Leuten Tag für Tag ihre Defizite in Interpunktion und Orthografie um die Ohren haue. Hier sind es aber harmlosere Sachen, da dreht es sich mehr um Abstände, Punkte in Bildunterzeilen und Trennstellen.
Na gut, heute Morgen kam dafür der Hammer: "Meike, könntest du nicht mal eine kleine Blattkritik machen, wenn die Ausgabe da ist?" Nee, klar, nichts lieber als das: 108 Seiten lesen und dann auch noch fundiert kritisieren. Darauf hab ich nur gewartet. Ich wollte mich schon immer gern mit Steuertipps und Umweltplaketten, Biosupermärkten und Existenzgründertipps herumschlagen.
Aber gut, ich hab schon mal angefangen. Und dabei entdeckt, dass der Titel eigentlich echt nicht gut ist, wenn man Wolff'sche Maßstäbe anlegt. Mal sehen, wie ich dem Terrier das verkaufe...

Ansonsten ist alles gut. Ich hab meine Themenvorschläge in der Gesamtheit auf die Vorschlagsliste gekriegt, die Chefredakteurin ("der Terrier") ist aber diese Woche nicht da. Also warte ich mal ab, was ich davon schreiben darf.
Und ich hab jede Woche weniger Lust, in das doofe Amt zurückzugehen. Und das nach einem Viertel des Praktikums. Da bleibt nur zu hoffen, dass die letzte Woche hier ganz furchtbar wird, damit die Rückkehr nicht so schwer fällt. Und natürlich freu ich mich grenzenlos darauf, euch alle wiederzusehen. Versteht sich von selbst.

So, jetzt mache ich mich an die Blattkritik der ersten Stücke. Layout, technische Details, Bildzeilen, Bildauswahl und allgemeines Themenangebot stehen auch noch bevor...

Donnerstag, 23. August 2007

Mit Füßen reden

Ich steigere mich jeden Tag.
Morgens in die Redaktion, großes „Guten Morgen“ rufen, wie immer keine Reaktion. Nach ganzen zwei Minuten aber reagiert die CvD: „Morgen, Anja“. Boah. Das muss bedeuten, dass sie mich langsam wahrnehmen dort.
Dienstag Beitrag fertig gemacht. CvD: „Inhaltlich ist er echt super“. Kurze Pause. „Und sprachlich sind wirklich gute Ansätze drin“. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. „Doch, das meine ich ehrlich“. Ja, das dachte ich mir, aber wenn ich „gute Ansätze“ habe, heißt das trotzdem, dass 90 Prozent Mist sind, oder?
Gestern: CvD sagt RvD, er soll mal meinen Beitrag hören. „Inhaltlich habe ich wirklich nichts auszusetzen“. Ich warte auf das „aber“, und da kommt es auch schon: „Aber stimmlich ist es echt grenzwertig“. Auf meine Nachfrage erklärt er: „Du sprichst eben wie ein typischer Anfänger“. Große Überraschung. „Du betonst immer am Schluss des Satzes“. Ich krieg die Krise. Genau das ist es doch, was mir immer empfohlen wird. Der Redakteur gegenüber: „Nun bring ihr aber bloß nicht bei, dass sie mit diesem übertriebenen Singsang spricht, der sonst bei Anfängern üblich ist“. Der Mainzer Reporter hat auch noch was beizutragen: „Du quakst zuviel. Du redest zuviel mit dem Hals“.
Wir lernen also: Abwechslungsreich betonen, aber vielleicht auch nicht. Ab heute nicht mehr mit Hals, sondern mit Füßen reden.
Grenzwertigkeit hin oder her – wenn der eingeplante Beitrag zu spät kommt, muss man doch meinen Beitrag senden. Und so lief der heute kurz nach zwölf über den Äther, während ich ganz gespannt neben einem Kofferradio hockte.
Danach gings eben so lehrreich weiter: In einem Anflug akuter Selbstüberschätzung habe darum gebeten, eine Reportage machen zu dürfen. Dienstag geht’s auf ins Abschiebegefängnis in Ingelheim. Super Thema, ich freu mich drauf wie blöd, aber: Ich habe noch nie eine Reportage gemacht, keine Ahnung, wie ich das anstelle. Also beim Mittag mal die Kollegen fragen, denk ich mir, schließlich bin ich hier um was zu lernen und will vom unendlichen Wissen der Star-Reporter und Moderatoren profitieren.
Frage in der Kantine meinen Nachbarn. Der gibt die Frage weiter an seinen Nachbarn. Der: „Tja, was soll ich dazu sagen? Der Kollege xy und der Kollege abc machen gute Reportagen. Ich mach nicht so oft welche, aber wenn ich welche machen würde, wären die natürlich auch total gut.“

Ungeahnte Hindernisse

Mannomann, darauf hat uns irgendwie keiner vorbereitet! Ich versuche seit vier (!) Tagen, ein popliges Interview zu führen, und scheitere an den unterschiedlichsten Gründen. So fünf Fragen an einen Experten. Das Problem: Das Thema - "Die Einführung des Gebäudeenergiepasses am ersten Juli 2008".
Ich hab zig Hausverwaltungen und Immobilienverwaltungen angerufen und dabei live erlebt, was ich zu Hause schon seit Jahren höre: Makler sind ja dumm wie Toastbrot. Das ist ein ausbildungsfreier Beruf, ich könnte ab morgen auch Maklerin sein, und das merkt man. Die Hälfte wusste nicht mal, worüber ich rede. Ein weiteres Drittel wollte nichts dazu sagen, weil es sich defizitär informiert fühlte. Ein Zehntel hatte gute Sekretärinnen ("Heute ist niemand da, der Chef ist im Urlaub").
Damit wären wir beim Rest. Am Montag hab ich ein Interview geführt. Das hab ich zum Autorisieren geschickt, hab es komplett umgeschrieben zurückbekommen - wunderte mich nicht mehr - und wollte dann ein Foto haben, weil das nun mal zum Format gehört. Nee, das war eine Fehlannahme. "Ich bin kein Freund meines Portraits, ich hoffe, wir können darauf verzichten", bekam ich zurück. Als ich ein bisschen nerven wollte, erklärte der Gute, er sei nur noch zwei Stunden in Berlin, fahre dann nach Dresden und wisse nicht, wann er zurückkomme. Prima. Redaktionsschluss war gestern. Seine Absage auch.
Also habe ich das Internet weiter nach fachkundigen Hausverwaltungen durchforstet - mit der gleichen Erfolgsquote wie bisher. Heute Morgen um zehn hab ich dann eine Hausverwaltung gefunden, die Ahnung hatte, was dazu gesagt hat und immerhin nur skeptisch war, was das Foto anging. Ich hab also erklärt, dass es unbedingt heute noch sein muss, und ihr das Interview geschickt. Drei Stunden später habe ich mir erlaubt, mal anzurufen, um zu fragen, wie es denn nun aussehe. Die Kollegin war dran. "Nein, also so, wie das jetzt da steht, geht das nicht. Da gibt es ja gar keinen roten Faden, da müsste man schon noch mal was dazuschreiben". "Dazu schicke ich Ihnen das ja, Sie können gern Änderungen anmerken." "Nein, also eigentlich wollen wir das gar nicht. Meine Kollegin hat gesagt, ich soll das absagen."
Prima. Die Kollegin kann ich ja nicht mal anpflaumen für die Hiobsbotschaft. Und es ist halb zwei und die Magazinseite ist immer noch leer.
Jetzt habe ich meine letzte Bastion aufgegriffen und zum ersten Mal journalistische Grundsätze angekratzt, trotz Medienethik: Ich interviewe die Geschäftsführerin meines Vaters. Und ich hoffe (für sie), dass sie mir dann auch ein Foto schickt.

Warum muss das denn so schwierig sein? Warum kann man sich nicht einfach einen Gesprächspartner suchen, den befragen, das abstimmen und dann ins Blatt setzen? Und warum kriege gerade ich das Thema, bei dem man nichts findet?
Das hier muss bitte die Talsohle sein. Wenn das so weitergeht, gehen meine Illusionen, was die Vorzüge des journalistischen Arbeitsalltags angeht, bald flöten.
Hat nicht jemand von euch auch mal ein mehrtägiges Frusterlebnis und fängt sich zwanzig bis dreißig Packungen ein, damit ich das Gefühl habe, ich bin nicht die einzige Doofe?

Montag, 20. August 2007

Recherche und mehr

So, heute hat die zweite Woche begonnen und ich habe neue Sphären betreten: Das Interview. Die gesamte letzte Woche habe ich mich in Recherche geübt, und so langweilig sich das anhören mag: Ich hab es genossen. Stundenlanges Surfen in der IHK-Seite, einen Vormittag lang Oeckl-Lektüre und Stöbern in allen möglichen Wirtschafts- und Verbandszeitungen - das erweitert den Horizont. Oder wusstet ihr, dass es in Berlin den Verband Naturdarm e.V. gibt? Der Leitsatz auf der Startseite: "60 Jahre für die Wurst". Das wird mein nächstes Stück, glaube ich: Verbandswesen in Deutschland und künstliche Arbeitsplatzschaffung dadurch.
Ansonsten hat sich noch keine Gelegenheit ergeben, Stücke zu erörtern, aber die Themen, die ich vorgeschlagen habe, sind schon mal nicht auf Ablehnung gestoßen. Übermorgen ist Redaktionsschluss, und danach wird alles ruhiger.
Heute war ich mit zu einer Redaktionssitzung bei der Chefredakteurin, "der Freundin" vom Wolff. Sie war übrigens sehr überrascht ob der Intensität der Freundschaft, die der Wolff hat anklingen lassen. An sich ist sie ganz nett, aber sie hat einen sehr irritierenden Silberblick, und irgend einen Haken muss es geben. Die Frau heißt überall nur "der Terrier" und ist ein gefürchtetes Oberhaupt beim Wochenenddienst.

Ich durfte heute ein Interview mit einem Immobilienunternehmer über den Gebäudeenergiepass führen. War an sich auch kein Problem; mein Vater war glücklich, seine Kontakte spielen lassen zu können, und der war auch total nett. Aber was den Sprachfluss angeht, hätte er Katja und Martin in ihren besten Momenten Konkurrenz machen können. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, wörtlich mitzuschreiben, habe schweißgebadet nur Stichpunkte gemacht und das Interview sofort danach geschrieben, damit ich auch ja nichts vergesse, was der Mensch so gesagt hat.
Danach war ich mit sofortiger Wirkung zur Themenbeauftragten für Bau- und Immobiliengewerbe gekürt. Das macht da nämlich niemand gern, und ich hab zugegeben, dass ich das mit dem Energiepass ganz interessant fand...
Macht aber nichts - besser ein aufwändiger Schwerpunkt als keiner.

So, morgen darf ich allen Pressestellen, die mir trotz Anforderung immer noch keine Fotos für die Personalienmeldungen geschickt haben, hinterhertelefonieren. Und ich finde es immer noch sehr gewöhnungsbedürftig, in einem Großraumbüro mit zwölf Leuten zu telefonieren. Abgesehen davon muss man immer erst mal erklären, für welches Medium man anruft, weil kein Mensch "Berlin maximal" kennt. Sehr anstrengend.
Ansonsten bin ich aber echt zufrieden, und die sind auch ziemlich zufrieden mit mir - ich frage so selten nach...

So listen to the radio

Traditioneller Weise heute wieder mein Montags-Blogeintrag.
Kann ausnahmsweise fast nur gutes berichten.
Mein Beitrag wird gesendet. Mit meiner Stimme, von der hier die Redakteure sagen, dass sie ganz gut wäre.
Letztens rief Buchholz an. „Na Frau Koch, sind Ihre Kollegen mit Ihrer Stimme zufrieden“. „Natürlich Herr Buchholz. Haben Sie etwas anderes erwartet?“. Lachen am anderen Ende der Leitung.
Ich kurve weiterhin fleißig durchs Saarland. Mag noch immer kein Auto fahren, schaffe es aber mittlerweile, mich nur noch ganz selten zu verfahren…
Morgen wird mein zweiter Beitrag fertig, habe schon einen Auftrag für den dritten.
Habe heute freundlich darauf hingewiesen, dass ich mich auch noch an einer Reportage oder einem Feature versuchen will. Gleich ein Thema dazu vorgeschlagen, schon 100 gute Gründe erfunden, um es zu rechtfertigen. Vollkommen überflüssig – ging ohne Widersprüche durch.
Ich hab nur noch zwei Wochen hier und ich bedaure das mittlerweile. Würde auch noch länger bleiben. Jetzt, wo ich mich daran gewöhnt habe, dass mein „Guten Morgen“, wenn ich die Redaktion betrete, jeden Tag aufs neue gekonnt ignoriert wird.
Radio ist toll! Ich habe definitiv Blut geleckt und glaube, ich will nie wieder was anderes machen (okay, da bin ich mir nicht gaaaanz so sicher).
Die Reporter vom journalistischen Seminar sind sich auf jeden Fall sehr sicher: Sie arbeiten durchschnittlich 12 Stunden am Tag, 6 oder 7 Tage die Woche. Und finden’s super. Und wollen nicht tauschen. Ich kanns manchmal verstehen.

Freitag, 17. August 2007

Halbzeit

"Das wichtige wissen" lautet der Claim von HRinfo, dem ultimativen und einzigen Nachrichtenradios Hessens. Und da ich nach drei Wochen nun auch schon einiges zu berichten weiß, hier eine kleine Halbzeitbilanz meiner gesammelten Erkenntnisse:

Woche 1
Montag: Der erste Tag hält die überraschende Erkenntnis bereit, dass der HR seine Praktikanten richtig ernst nimmt. In der Personalabteilung bekomme einen Lageplan ausgehändigt, eine Liste mit den wichtigsten Adressen und Ansprechpartnern, einen e-mail account, eine Karte, mit der ich im Kasino das Essen verbilligt bekomme etc.
Auch in der Redaktion hat man sich auf mich vorbereitet: Ich bekomme für die kompletten sechs Wochen einen "Fahrplan" und weiß somit für jeden Tag, in welcher Schicht ich arbeite und wer jeweils mein Ansprechpartner ist. Vorbildlich, finde ich!
Dienstag und Mittwoch: Ich arbeite in der Frühplanung mit, die die Sendung für den nächsten Morgen vorbereitet, Gesprächspartner sucht, Briefings schreibt etc. Alle sind sehr nett und scheinen sich wirklich zu freuen, dass ich ihnen dabei helfe!
Donnerstag und Freitag: Arbeite am Desk, der die Reporter losschickt. Da ich dabei nicht wirklich viel zu tun habe, freut sich ein Redakteur, der noch dringend ein Erklärstück für seine Wochenendsendung braucht. Schon produziere ich mein erstes Stück, spreche es ein und gebe am folgenden Samstag mein Debut im hessischen Äther.

Woche 2
Montag und Dienstag: Arbeite bei den Wirtschaftsnachrichten. Genau mein Thema...
Mittwoch bis Freitag: Frühplanung. Langsam wird Gesprächspartner suchen und Briefings schreiben langweilig. Aber man kündigt mir an, dass es ab Woche drei nicht mehr langweilig wird.

Woche 3
Montag bis Freitag: Arbeite wieder für den Desk und beantworte gleich am Montag Morgen die Frage, ob ich Beiträge machen kann, selbstbewusst mit "Ja". Keine Viertelstunde später sitze ich schwitzend und leicht hysterisch am Schreibtisch und darf meinen ersten BME produzieren. Am Abend bin ich ein Wrack, aber glücklich: Der BME ist fertig geworden und wird am nächsten Morgen laufen!
Mittwoch: Der HR ist sogar so nett, dass er seine Praktikanten schult. Von 9-17 Uhr erfahre ich sehr nützliche Dinge über die HR-Datenbank, weiß jetzt, wie ich auf das gesammelte Musikarchiv des HR zurückgreifen kann, wo die gesammelten Versprecher der letzten Jahre abgelegt sind und erfahre außerdem noch alles über das hauseigene Schnittsystem.
Sehr praktisch, denn gleich am
Donnerstag: Steht der nächste BME an. Und da es um den 25. Geburtstag der CD geht, darf es auch ein bißchen was nettes, featuriges sein. Dank der Schulung habe ich auch schon wesentlich weniger Schweißausbrüche und habe am Nachmittag die 2:30 eingesprochen und sendefertig.
Freitag: Heute mal wieder ein Erklärstück für eine Wochenendsendung geschrieben und eingesprochen. Danach in aller Ruhe in der Kantine die wirklich gute HR-Hausmannskost genossen. Und um 15 Uhr dann der erlösende Satz vom Desk: "Ich glaube, Praktikanten, die soviele Beiträge gemacht habe, haben das Recht, Freitags schon um Drei Uhr Feierabend zu machen!"
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass der HR wirklich sehr nett zu seinen Praktikanten ist?

Montag, 13. August 2007

Neuer Lokalpatriotismus

Heute habe ich die Berliner lieben gelernt. Aber von vorn.
Vom Wiesbadener Kurier war ich ja nicht besonders verwöhnt. Also gehe ich um zwei vor zehn ins Redaktionsgebäude und erwarte Erstaunen, Genervtsein und Überforderung angesichts meines Erscheinens. Aber nein; der Pförtner sieht mich kommen und ruft mir freudig entgegen: "Guten Morgen! Sie wollen sicher jemanden besuchen, oder?" "Nein, eigentlich nicht. Ich bin ab heute für acht Wochen Praktikantin hier, mein Name ist Meike Ferrari." "Ja, sag ich doch. Ich hab Sie schon auf meinem Zettel stehen für heute."
Der Zettel wird mir gezeigt, der zweite Pförtner kommt aus dem Kabuff und besichtigt mich. Schon mal sehr gut: Jemand weiß von mir. Ich werde in den Fahrstuhl geschickt und im vierten Stock vom zuständigen Regisseur abgeholt.
Meine Redaktion besteht aus zwei Redakteuren und jetzt mir. Nach kurzer Einweisung ("Lange Vorträge finden wir doof, du kriegst das ja mit der Zeit sowieso mit und Selbermachen ist immer am besten.") kriege ich Rechercheaufträge. Berlin-Rankings, "die zehn größten/besten/...". In fast allen denkbaren Bereichen darf ich mir Rankings ausdenken und recherchieren, um die Extra-Seiten zu bestücken. Niedergelassene Ärzte pro Bezirk, Krankenhausbetten pro Krankenhaus und beliebteste Ausbildungsberufe hab ich heute schon geschafft, morgen kommen noch Berliner Zeitschriften, Wohnungsleerstände pro Beruf und Media-Agenturen mit den meisten Mitarbeitern dazu.
Es ist bestimmt echte Praktikantenarbeit, aber ich genieße wirklich, mal den ganzen Tag recherchieren zu können. Das fehlt mir schon seit Beginn des Studiums. Und das Beste: Mein zuständiger Redakteur hatte sich geirrt und der Verwaltung geschrieben, ich käme am 23.08.. Wunder über Wunder - ich hatte heute trotzdem schon einen funktionierenden Account auf meinen Namen. Einen richtigen eigenen, keinen pauschalen Praktikanten-Account!
Ich sitze in der Wirtschaftsredaktion des Tagesspiegels und fühle mich wohl wie ein Erdferkel im Schlammloch. Alle Redakteure haben mich begrüßt, NIEMAND siezt mich, der Altersschnitt liegt bei geschätzten 35 Jahren und die Sekretärin ist eine echte Urberliner Pflanze. Es gibt immer eine Getränkebar, man muss seine Tasse nicht selbst spülen und die Kollegen haben mich mittags gefragt, ob ich mit zum Essen komme. Ich will nicht zurück ins Amt! Wiesbaden ist so spießig!

Morgen mache ich meine Rankings fertig und schreibe über Firmenneugründungen. Und meine erste Reportage wird vermutlich ein Stück darüber, dass Friseure immer weniger Azubis haben und mittlerweile schon verzweifelt suchen. Obwohl der Beruf ja zu den fünf beliebtesten Ausbildungsberufen gehört. Ich glaube, ich könnte mich tatsächlich mit Wirtschaftsjournalismus anfreunden - nicht, dass ich das jemals Herrn Wolff sagen würde...

Encore une fois

Morgens übermüdet in die Redaktion gestapft, dort neuen CvD begrüßt.
Das Gespräch über mein Manuskript letzte Woche Freitag begann mit den Worten „Das muss alles ganz anders sein“ und endete mit dem Satz „Try again“.
Aber: Neue Woche – neuer CvD.
Neuer Cvd – neues Glück.
Manuskript abgesegnet, ich soll einsprechen. Also, allen Mut zusammen nehmen und ab in die Sprecherkabine. Auf dem Weg dorthin noch mal an die Tipps von Buchholz und Schweickhardt denken „Sie müssen viiiiel langsamer reden, auch wenn es ihnen zu langsam vorkommt“. Also los. Hinterher den Text mit den O-Tönen verwursten, ich bin begeistert – für meine Verhältnisse klinge ich fantastisch.
CvD Bescheid geben.
„Sie sprechen das gar nicht mal so übel“ – ich wachse gefühlte 5 Zentimeter, dann kommt’s: „Aber Sie sprechen das vieel zu langsam, da muss mehr Tempo rein“.
Ich halt das im Kopf nicht aus. Verspüre den dringenden Wunsch, Buchholz anzurufen und ihm zu sagen, dass mein Text abgelehnt wurde, weil ich zu LANGSAM spreche.
„Sie müssen präsenter sein. Denken Sie sich, ich bin hier und ich hab was zu sagen“. Ach, das kommt mir schon viel bekannter vor…
Von Gegenüber bekomme ich den Tipp, im richtigen Studio mit Technikern einzusprechen. Die würden sinnvolle Tipps geben. Geh dort hin, spreche einmal ein, die Techniker finden’s prima. Keine Tipps. Auf dem Weg in die Redaktion sehe ich Buchholz an mir vorbeihuschen. „Oh nein“, denk ich, „soweit ist es schon mit dir gekommen, dass du halluzinierst“. Schnell noch mal umgedreht – es ist tatsächlich Buchholz. „Tach“; sagt der, und verschwindet wieder.
Schneide dann den Beitrag mit neuem Text noch einmal. CvD kommt nicht mehr dazu, noch mal drüber zu hören. Morgen mehr über zarte Stimmen und zu viel Langsamkeit…

Dienstag, 7. August 2007

Tour de Saarland

Neuer Tag, neue Langeweile – mein Praktikantenmotto.
Antanzen in der Redaktion, sich die Konferenz sparen, aus dem Augenwinkel realisieren, dass der CvD schon wieder total gestresst ist.
Das ignorieren, trotzdem hingehen und sagen: „Haben Sie kurz Zeit, ich würde gern einen Themenvorschlag mit Ihnen besprechen“. CvD guckt gequält. Ich gucke gequält zurück. Scheint zu funktionieren. „Das ist gerade ungünstig, aber es ist ja immer ungünstig, deshalb machen wir das jetzt“. Ich soll meinen Vorschlag recherchieren und genauer erklären, welche Aspekte ich beleuchten will.
Also ab ins Internet. Zwischendurch Gespräche mit den netten Ex-Seminaristen von uns.
Kurz vor Mittag renn ich wieder zum CvD.
Darf meinen Beitrag machen, der erste eigene Beitrag fürs richtige Radio – kann mein Glück kaum fassen. Vergesse dabei, dass es mühsam sein kann, Leute aus Ministerien vors Mikro zu bekommen. Aber egal.
Nachmittags ab zum Betriebsarzt. Endlose Augen- und Hörtests. Und weil der Öffentlich-Rechtliche aus der Tour de France gelernt hat, werden auch bei den Praktikanten Doping-Tests durchgeführt. Ich bin sauber, darf ab morgen die Tour de Saarland fahren.
Zurück in der Redaktion. Große Überraschung: Ich bekomme einen Auftrag. Hörerin des Monats interviewen. Vorgefertigter Fragenkatalog à la „Welches war Ihr Lieblingsbuch?“. Anschließend nur die Antworten zusammenschneiden, kein Off-Text. 1:30 einplanen.
Ich bekomme die Adresse der Hörerin, schaue auf der Karte – ein Dorf 53km von Saarbrücken entfernt. Für 1:30. Muss bis Freitag fertig sein. Und zack – da ist er – der Stress. Dieses Gefühl, das man aus seinen vorigen Praktika noch dumpf erahnen konnte, das von all der aktuellen Langeweile aber völlig überschattet wurde.
Bis Freitag Hörerin und eigenen Beitrag fertig machen, dabei stundenlang durch die saarländische Pampa fahren – ich freu mich drauf.

das tazsche pendel

nachricht aus berlin - stop - die erste woche ist bald um - stop - aufreger am ersten tag: mus mit linux umgehen lernen - stop - aufreger am zweiten tag: keiner - stop - aufreger am dritten tag : keiner - stop - aufreger am vierten tag: keiner - stop - kann jedem nur empfehlen, später mal für wochenzeitungen oder wahlweise auch wochenendbeilagen von tageszeitungen zu arbeiten - stop - denn so erspart man sich eine menge stress - stop - für s praktikum vieleicht nicht die beste wahl - stop - denn man veröffentlicht kaum was - stop - wem das nichts ausmacht: zugreifen - stop - es ist so langweilig und stressfrei, dass man sich schon in prakikablogs in telegrammform schreibt, um wenigstens einmal am tag einen zeitrdruck zu simulieren - stop - gähn - stop - hat aber durchaus auch seine guten seiten hier - stop - kann viel kaffee trinken - stop - und den ganzen tag über themen nachdenken - stop - für stücke mit rund 300 zeilen - stop - schön magazinig - stop - wenn ich denn will - stop - die kollegen sind so lala - stop - der kaffe auch - stop - die kantine zu teuer - stop - aber berlin ist toll

EILEILEIL: tag fünf: der kollege von der medienseite hechtet herüber - stop - ob ich einen termin übernehmen will - stop - einen - stop - termin - stop - draußen in der echten welt - stop - und am ende der woche schreiben - stop - unter zeitdruck - stop - gut dass ich schon mal geübt hab EILEILEILende

dann erscheine ich also überregional, der durchbruch ist nah. vielleicht hört ullrich fichtner ja bald auf, dann wird in hamburg ne stelle frei. kann ja nicht gesund sein immer diese irakreisen.

Montag, 6. August 2007

Das ganze Praktikum ist ein Quiz

Zehn nach sechs klingelt an diesem Morgen mein Wecker. Ich komme kaum aus dem Bett. Die Augen rot, darunter dicke Ringe, so stellt man sich den Start in die Woche vor. Aber ich bin guter Dinge, habe ich doch heute meinen ersten Tag in der „richtigen“ Redaktion, nachdem ich letzte Woche erfolgreich um Versetzung gebeten hatte.
Kurz nach acht bin ich auf dem SR-Berg, 50 Minuten zu früh. Aber ich soll unbedingt Punkt neun zur Konferenz da sein, also hieß es, den früheren Bus zu nehmen.
Also erstmal Kaffee in der Kantine und SZ lesen.
9 Uhr: Konferenz. Außer mir drei Redakteure und ein Chef. Chef: „Achja, das hier (zeigt auf mich) ist übrigens eine neue Praktikantin, die eigentlich keine Praktikantin ist (ich horche auf). Eigentlich ist die drüben in der Nachrichtenredaktion, aber sie wollte auch mal einen Beitrag machen“. Aha.
9.05 Uhr: Die Konferenz ist beendet. Hat sich total gelohnt.
Der CvD weist mir einen Platz zu und kommentiert: „Wir haben ab heute ein neues Redaktionssystem, deshalb sind wir alle nervös und haben ÜBERHAUPT KEINE Zeit. Du musst dich heute also in Geduld üben“. Yup. Meine größte Stärke.
Also sitze ich rum. Und sitze. Und sitze. Mache ein Sozialwissen-Quiz bei sueddeutsche.de. Über Arbeitslosen- und Krankenversicherung.
Mir gegenüber der legendäre Redakteur, mit dem die Buchholzianer schon mal ein Telefongespräch hatten. Guckt mich an: „Ah, Sie sind die Frau mit dem Eis in der Kantine“. Ich: „Ja, manche nennen mich auch Anja Koch. Bin ab heute hier Praktikantin und nicht mehr in der Nachrichtenredaktion“. Er: „Das ist gut, bei uns ist es viel geiler!“. Gleich noch Grüße vom Buchholz bestellen und übers Seminar lästern.
Dann wieder sitzen. Und sitzen. Alle Zeitungen lesen. Und sitzen.
12 Uhr: Ich beginne zu zweifeln. Wozu habe ich mir am Wochenende schon die vielen guten Themen überlegt, wenn ich sie jetzt nicht mal vorschlagen darf??
Die andere Praktikantin will den CvD kurz was fragen „Nee, das geht heute auf keinen Fall, wir sind so gestresst, dass wir heute keine Fragen beantworten können“. Das lässt hoffen.
Auf meinem Handy drei Anrufe in Abwesenheit. Ich werde nervös. Anrufe um diese Uhrzeit – das kann nur die Redaktion meines Arbeitgebers sein, die mich zusammen scheißt, was ich am Wochenende für Mist zusammengeschrieben habe. Dann klingelt es wieder. Total schlechte Verbindung, so stelle ich mir einen Anruf aus Kasachstan vor. „Ja hallo, hier ist der Saarländische Rundfunk“. Ich beginne zu zweifeln: Wenn mich der Saarländische Rundfunk auf dem Handy anruft – wo befinde ich mich dann momentan?? Schnell noch mal umgeschaut. Doch, sieht aus wie die SR-Redaktion. „Hier ist das Sekretariat“. Ich soll für auswärtige Termine ein Auto bekommen. Prima, denk ich mir, ich hasse Auto fahren. Fast so sehr wie zum Arzt zu gehen. „Ach ja Frau Koch, vorher müssen Sie aber noch zu unserem Betriebsarzt und sich bescheinigen lassen, dass Sie fahrtauglich sind“.
13.30 Uhr: Ich sitze wieder. Und sitze. Und sitze.
Drei Reihen weiter vorne sind zwei Computer ausgefallen. Die Redakteure fluchen, der Techniker rennt wild hin und her.
15 Uhr: Ich sitze immer noch. Wusstet ihr, dass Sarah Jessica Parker alias Cary Bradshaw wegen ihrer Stilettos kaputte Knie hat?
15.30 Uhr: Wir dürfen los eine Umfrage machen.
Schade, der nächste Bus kommt erst in ner halben Stunde. Die andere Praktikantin hat ne tolle Idee: Wir trampen. Zehn Minuten später befragen wir Passanten zum Thema Taschengeld (läuft morgen Vormittag, wer sichs geben will). Zurück funktioniert das Trampen nicht, nur doofe Franzosen, die ignorant an uns vorbeifahren. Also den Berg bei 30 Grad wieder hochklettern.
17 Uhr: Die Umfrage schneiden. Die Praktikantin weiß, wies geht. Hat ihr die letzte Praktikantin gezeigt. Und die wusste es von der davor, und die….
17.45 Uhr: Brauchbare Antworten sind zusammen geschnitten. Alles andere macht der Redakteur selbst, weil er selbst noch nicht so genau weiß, was er will.

Vielleicht wäre die PR-Branche doch eine dauerhafte Lösung….

Dienstag, 31. Juli 2007

Fotoalben aus Plüsch

Endlich mal wieder acht Stunden am Stück geschlafen, der Tag kann kommen. Frohen Mutes stapfe ich aus meiner 120qm-Altbauwohnung zu einer Bahn, die hier S-Bahn genannt wird, allerdings gerade so als Straßenbahn durchgehen kann. Leider kommt keine Bahn. Ich werde nervös, denke an meinen Bus, der nur einmal in der Stunde fährt. Sehe mich schon am zweiten Praktikumstag zu spät kommen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die Bahn, ich erreiche eine Minute zu spät die Bushaltestelle. Stehe nervös rum, neben mir eine junge Frau mit Metallkoffer, dadrauf klebt ein SR-Aufkleber. Eine verbündete also im Kampf gegen miese Busfahrzeiten. Sie will wissen, ob der Bus schon weg ist, ich erkläre meine Lage. Nach einigem Tamtam stellt sich heraus: Sie ist Praktikantin, bei SR3, macht Beiträge – sie hat meinen Job! Genau das, was ich wollte. Mithilfe ausgeklügelter, investigativer Recherchetechniken finde ich heraus: In der Redaktion gibt es eine zweite Praktikantin, die hört Ende dieser Woche auf, es folgt keine neue. Ich beschließe: Ich will die Neue werden.
Dann kommt der Bus, Gott sei Dank. Mit nur 10 Minuten Verspätung erreiche ich die geliebte Nachrichtenredaktion. In der Welt wieder nüscht los. Trotzdem jede Stunde fünf Minuten Nachrichten. Ich darf Meldungen schreiben, sogar bis zu zwei Stück die Stunde (jede Sendung hat nur so um die 7 Meldungen). Also schreibe ich, lese Agenturen, arbeite die Verbesserungsvorschläge der Redakteure ein.
Weil die Redakteure selbst nicht wissen, über was sie berichten sollen, darf ich Themenvorschläge machen. Ich durchforste die Agenturen und finde spannende Sachen, wie „Fotoalben jetzt auch aus Plüsch“. Klasse. Das interessiert den durchschnittlichen Hörer der Saarlandwelle bestimmt. Der ist ja nur so um die 67 Jahre alt.
Also schreibe ich über die Waldbrände, gefühlte 300 Mal. Schließlich will man jede Stunde was Neues melden, auch dann, wenns nix Neues gibt. Ich darf fünf vor vier noch die Eilmeldung verwursten, dass Sinkewitz gestanden hat.
Außerdem:
Kinderkommission will Kinderrechte in Grundgesetz verankern.
Lokführer streiken frühestens ab Mittwoch wieder.
Dimas fordert EU-Feuerwehr.
Regisseur Antonioni gestorben.
Internationales Gericht beginnt mit Aufarbeitung des Völkermords der Roten Khmer.
Wir wussten es ja schon immer: Kambodscha ist Dreck.

Fernziel statt Lernziel

.
Hurra, ich bin zurück im öffentlich-rechtlichen Schoß. Alles kann, nichts muss. Wenn die Sonne so schön scheint wie heute, dann gehe ich halt um vier.

Dafür muss ich auch am Wochenende schuften. Am Sonntag geht es per ICE nach Hannover, genauer: Havelse. DFB-Pokal. Danach schick ins Hotel und am Montag wieder zurück nach Mantei. Hach, Stress! Schlimm, schlimm.

Entschuldigt, mehr kann ich nicht berichten, ich bin zu ermattet und muss mich auf morgen vorbereiten. Dann geht es nach Worms, der versoffene Zeugwart der Wormatia wartet.

MR

Montag, 30. Juli 2007

Keine Erwartungen können nicht enttäuscht werden

... bloß gut, dass ich keine hatte.

„Dann kommen Sie Montag um neun und wir werden sehen, wie wir Sie beschäftigen.“ Das fing ja gut an. Und irgendwie auch typisch. Dennoch war ich nicht pessimistisch. Praktikum in der Pressestelle einer Bank – das kann ja so schlimm nicht sein. Und wer weiß, ob wir nicht irgendwann doch im Bereich PR landen werden?

9:05 Uhr. Der Pförtner: „Wie? Sind Sie sicher, dass Sie zu Frau Schuch und nicht zu Frau Droll wollen?“ Mir war gesagt worden, ich solle mich bei Frau Schuch melden. „Gut. Setzen Sie sich. Frau Schuch holt Sie ab.“ Frau Schuch holte mich ab. Zwei Stockwerke hinauf. „Na, da kann ich Sie gleich mal vorstellen: Frau A., Frau B., Frau C., Herr D. Frau F. ist im Urlaub, Frau G. auch.“ Ebenso wie Herr Pitzer, der Chef der Abteilung „Corporate Communications“. „Und das hier ist Frau Schmidt. Frau Schmidt, unsere Praktikantin, ich lasse sie gleich mal bei Ihnen.“ Frau Schmidt ist blond, 33 und nett. Das übliche Geplänkel. Was sie macht, was ich mache, was das Unternehmen macht. „Ja, einen PC-Zugang haben Sie ja noch nicht. Da können Sie eigentlich nicht viel machen.“ Das was ich dann mache ist, die aktuelle Mitarbeiterzeitschrift zu lesen. Und die Mitarbeiterzeitschrift, die vor dieser erschienen ist und die, die davor erschienen ist. Dann lese ich die Auswertung einer Umfrage zur Mitarbeiterzeitschrift. Und dann lese ich die Mitarbeiterzeitschrift der Landesbank Baden-Württemberg (die Landesbank Rheinland-Pfalz ist zu 100% ihre Tochter). „Kennen Sie eigentlich unseren Geschäftsbericht?“ Ich verneine. Und lese auch diesen. „Ich habe Ihnen mal ausgedruckt, was unsere studentischen Hilfskräfte als heutige Pressetexte zusammengestellt haben.“ Ich lese auch das: Es geht um die WestLB und um die WestLB und um die WestLB – die möglicherweise von der Landesbank Baden-Württemberg übernommen werden wird. Und es geht um die Bundesbank und um die Börse in Japan und um Dax-Unternehmen. Ächz. Und dann bleibt auch noch genügend Zeit, die Süddeutsche so intensiv zu lesen, wie man sonst nie dazu kommt.

Halb fünf bin ich entlassen. „Es hat ja keinen Sinn, dass Sie noch länger hier bleiben.“ Ein PC-Passwort habe ich immer noch nicht. „Die haben einen Serverausfall in der Personalabteilung. Und ohne Personalnummer kann ich für Sie kein Passwort beantragen. Aber kommen Sie morgen mal Viertel nach 8. Da können Sie dann unseren studentischen Hilfskräften beim Zusammenstellen des Pressespiegels zuschauen.“

Ein Lernziel wurde nicht definiert.

Ich han's dir do gesaat...

Korrektur: koch wurde abkommandiert ins abgelegenste Bundesland dieser Nation: Das Saarland.
Vom Zonenkind zum Zonenpraktikanten… Alle Schilder und Wegweiser sind vorsichtshalber auf Französisch übersetzt, schließlich lebte man ja mal unter deren Regiment.
Noch abgeschiedener als das Saarland ist eigentlich nur eins: Der Saarländische Rundfunk. Die Damen und Herren der Anstalt haben es sich auf einem Berg gemütlich eingerichtet, der Intendant residiert, wie es sich gebührt, in einem Schloss. Doof nur, dass die Busse dorthin nur einmal in der Stunde fahren – Verschlafen is nich.
An meinem ersten Tag war ich also gute 45 Minuten zu früh. Auf zum Chef meiner Redaktion. „Was hatte mich noch mal dazu bewegt, Ihnen ein Praktikum zu geben, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten haben Sie?“. „Äh, Herr Buchholz hat sie dazu bewegt?“. „Achja, der Herr Buchholz, der Meister himself.“
Dann wird mir erklärt, dass ich in der Nachrichtenredaktion bin – die nichts anderes macht als Meldungen der Agenturen n bissl umschreiben, damit sie besser gelesen werden können – also genau das, was wir bei Buchholz das ganze Semester nicht gemacht haben….
Kein einziger Beitrag wird dort gemacht, die Redakteure kommen nie aus ihrem Büro raus. Scheißegal, wie deren Stimmte klingt. Meine Stimmung sinkt… „Das Lernziel sollte sein, dass Sie nach den fünf Wochen hier Nachrichten schreiben können“, sagt der Chef. Genau, dafür investiere ich mein Geld und meine Zeit….
Dann gibt’s noch eine kleine Predigt über die Schwierigkeiten dieser Arbeit, Gefasel über „plakative Leadsätze“, und ein ganzes Buch über die Nachricht, dass ich bitte lesen soll.
In der Redaktion weiß natürlich keiner was mit mir anzufangen. Also lächle ich freundlich vor mich hin. Dann gibt’s einen roten Ordner auf den Schreibtisch, 250 Seiten dick. „Unsere Bibel“ kommentiert ein Redakteur, „die lesen Sie jetzt und verinnerlichen sie.“
Aha.
Also arbeite ich mich durch die Abhandlung über Nachrichten, Teamarbeit und den ehrenvollen Journalismus überhaupt. Zwischendurch immer wieder Kommentare der anderen Redakteure: „Ach, Sie kommen von Herrn Buchholz – na, das sind Sie ja schon versaut“. „Wie, Sie lernen bei Herrn Buchholz – da müssen wir Ihnen ja alles neu beibringen“.
Im Ordner tausend Hinweise zu Wörtern, die man nicht benutzt. Keine Ahnung, wie ich mir das merken soll. Leider haben wir bei Buchholz nie besprochen, wie man Meldungen umschreibt.
Die Kollegen diskutieren über die Nachrichtenlage, in feinstem Dialekt, den ich schon nach zehn Minuten nicht mehr hören kann. „Ich han’s dir do gesaat“. Heinz Becker live, in Farbe und 24/7.
Der CvD: „Naja Frau Koch, heute produzieren Sie mal nicht, heute arbeiten Sie sich nur ins System ein“.
14.30 Uhr gucke ich dermaßen deprimiert und gelangweilt, dass der CvD Mitleid hat: „Okay Frau Koch, dann probieren Sie doch mal eine Meldung, wenn Sie sich das schon zutrauen“.
Ich schreibe ohne groß nachzudenken drauf los, der CvD guckt drüber und sagt: „Leute, ihr könnt die Produktion einstellen, Frau Koch übernimmt das jetzt.“ Nichts hatte er auszusetzen an meiner Nachricht, zehn Minuten später lief sie über den Äther.
Lernziel des Praktikums erreicht.

Sonntag, 29. Juli 2007

praktikantenblog 2.0

nachdem der meister das letzte blog in einem anfall geistiger umnachtung und mangelnder voraussicht gelöscht hat, hier die zweite version: neuer, schöner, besser. feuer frei für neue geschichten aus dem reich der ausgebeuteten jungakademiker! melde mich dann wohl erst im september wieder...