Donnerstag, 23. August 2007

Ungeahnte Hindernisse

Mannomann, darauf hat uns irgendwie keiner vorbereitet! Ich versuche seit vier (!) Tagen, ein popliges Interview zu führen, und scheitere an den unterschiedlichsten Gründen. So fünf Fragen an einen Experten. Das Problem: Das Thema - "Die Einführung des Gebäudeenergiepasses am ersten Juli 2008".
Ich hab zig Hausverwaltungen und Immobilienverwaltungen angerufen und dabei live erlebt, was ich zu Hause schon seit Jahren höre: Makler sind ja dumm wie Toastbrot. Das ist ein ausbildungsfreier Beruf, ich könnte ab morgen auch Maklerin sein, und das merkt man. Die Hälfte wusste nicht mal, worüber ich rede. Ein weiteres Drittel wollte nichts dazu sagen, weil es sich defizitär informiert fühlte. Ein Zehntel hatte gute Sekretärinnen ("Heute ist niemand da, der Chef ist im Urlaub").
Damit wären wir beim Rest. Am Montag hab ich ein Interview geführt. Das hab ich zum Autorisieren geschickt, hab es komplett umgeschrieben zurückbekommen - wunderte mich nicht mehr - und wollte dann ein Foto haben, weil das nun mal zum Format gehört. Nee, das war eine Fehlannahme. "Ich bin kein Freund meines Portraits, ich hoffe, wir können darauf verzichten", bekam ich zurück. Als ich ein bisschen nerven wollte, erklärte der Gute, er sei nur noch zwei Stunden in Berlin, fahre dann nach Dresden und wisse nicht, wann er zurückkomme. Prima. Redaktionsschluss war gestern. Seine Absage auch.
Also habe ich das Internet weiter nach fachkundigen Hausverwaltungen durchforstet - mit der gleichen Erfolgsquote wie bisher. Heute Morgen um zehn hab ich dann eine Hausverwaltung gefunden, die Ahnung hatte, was dazu gesagt hat und immerhin nur skeptisch war, was das Foto anging. Ich hab also erklärt, dass es unbedingt heute noch sein muss, und ihr das Interview geschickt. Drei Stunden später habe ich mir erlaubt, mal anzurufen, um zu fragen, wie es denn nun aussehe. Die Kollegin war dran. "Nein, also so, wie das jetzt da steht, geht das nicht. Da gibt es ja gar keinen roten Faden, da müsste man schon noch mal was dazuschreiben". "Dazu schicke ich Ihnen das ja, Sie können gern Änderungen anmerken." "Nein, also eigentlich wollen wir das gar nicht. Meine Kollegin hat gesagt, ich soll das absagen."
Prima. Die Kollegin kann ich ja nicht mal anpflaumen für die Hiobsbotschaft. Und es ist halb zwei und die Magazinseite ist immer noch leer.
Jetzt habe ich meine letzte Bastion aufgegriffen und zum ersten Mal journalistische Grundsätze angekratzt, trotz Medienethik: Ich interviewe die Geschäftsführerin meines Vaters. Und ich hoffe (für sie), dass sie mir dann auch ein Foto schickt.

Warum muss das denn so schwierig sein? Warum kann man sich nicht einfach einen Gesprächspartner suchen, den befragen, das abstimmen und dann ins Blatt setzen? Und warum kriege gerade ich das Thema, bei dem man nichts findet?
Das hier muss bitte die Talsohle sein. Wenn das so weitergeht, gehen meine Illusionen, was die Vorzüge des journalistischen Arbeitsalltags angeht, bald flöten.
Hat nicht jemand von euch auch mal ein mehrtägiges Frusterlebnis und fängt sich zwanzig bis dreißig Packungen ein, damit ich das Gefühl habe, ich bin nicht die einzige Doofe?

2 Kommentare:

Die Edelfedern hat gesagt…

Arme Meike. Ich mach mir derzeit einen lauen Lenz nachdem mir mein potenzielles Filmopfer ebenfalls einen Korb gegeben hat. Nur nicht aufregen. Merke: Journalist ist auch ein ausbildungsfreier Beruf. Und in einem Beruf, für den man nichts können muss, gibt es nun mal einiges an Drecksarbeit zu erledigen. Ich spiele mit dem Gedanken Makler zu werden. Luxus-Makler. Hab da neulich so ne Reportage gesehen - womit wir wieder beim Journalismus wären.

Grüße,

Micha

korrektur: koch hat gesagt…

Nee, das liegt definitiv nicht an Dir. Makler sind erwiesenermaßen total dumm. Und nicht nur die: Ich versuche seit Tagen, einen Beitrag über ein Projekt für Hauptschüler zu machen. Kriege ich endlich mal einen von denen an die Strippe (vorher hieß es immer "Oh, bitte rufen Sie später nochmal an, ich gehe gerade ins Solarium), fragen sie mich, ob sie einen Vorteil davon hätten, mir Fragen zu beantworten.
Völlig entnervt hat der CvD heute gesagt, ich soll das mal lassen mit dem Beitrag.
Du siehst - Du bist nicht allein ;-)