Dienstag, 28. August 2007

Soundso

Es ist gut, wieder hier zu sein. Es ist auch schön, wieder hier zu sein, in Halle, wo ich studiert habe. Und wo der Mitteldeutsche Rundfunk sitzt. Sechs Wochen Radiopraktikum bei MDR info. Nach den ersten vier Wochen bei der Landesbank doch auch mal noch ein sinnvolles Praktikum. Denn bei der Landesbank war ich vor allem eins: chronisch unterfordert. Ein paar Artikel für die Mitarbeiterzeitschrift zu überarbeiten war nun nicht die größte Herausforderung. Und auch die Erstellung einer Chronik zum 50-jährigen Jubiläum der Bank im nächsten Jahr veranlasste mich nicht zu Luftsprüngen. Mit einigem guten Willen könnte man in dieser Aufgabe ja noch einen gewissen geschichtswissenschaftlichen Anspruch sehen, aber wenn sich die Quellen in den Mitarbeiterzeitschriften, den Zeitungsartikeln über die Bank, den Geschäftsberichten und einer vollkommen ausschweifenden, langatmigen und staubtrockenen Schrift zum 25-jährigen Bestehen erschöpfen, verliert man schon bald die Lust. Ganz zu schweigen von meiner nicht vorhandenen Wirtschaftsaffinität.

Und dann hört man Leute vom Radiopraktikum schwärmen und denkt sich: Ja, es gibt in diesen Semesterferien auch noch ein Praktikum, was tatsächlich was mit Journalismus zu tun haben wird. Und dann gerät man doch ins Zweifeln: Werde ich nicht zu hohe Erwartungen haben?

Und dann MDR info, Bereich Zeitgeschehen. Mein Betreuer – der sich tatsächlich zuständig fühlt – ist wirklich nett („Wir wollen ja nicht, dass du nach den sechs Wochen gehst und denkst, dass es nichts gebracht hat.“), ich kann an den Konferenzen teilnehmen, mir wurde am ersten Tag von der Redakteurin vom Dienst erklärt, wie das Programm gebaut wird und sie hat mich auch gleich mal an einen Schnittplatz gesetzt. Dann hab ich mir Themen überlegt und auch zwei durchgekriegt.

Allerdings, so einen Luxus wie bei der Saarlandwelle gibt es nicht. Dienstwagen sind nicht drin. Man merkt auch daran, dass der MDR die Gelder zusammenhalten muss. Morgen will ich nach Oechlitz. Das ist ein winziger Ort ca. 40 km südwestlich von Halle. Da fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel hin. Ich hab trotzdem bei Frau Schmidt angerufen, deren Mann dort Holzspielzeug herstellt. Und ich habe ihr gesagt ich würde gern was über Spielzeugproduktion in der Region machen, hätte aber leider kein Auto. Frau Schmidt freute sich, dass sich das Radio für ihr Spielzeug interessiert und hatte auch ein Einsehen in Bezug auf das fehlende Auto: „Wissen Sie, ich bin sowieso vormittags in Merseburg. Da treffen wir uns dort am Bahnhof und ich nehme Sie mit. Und auch zurück kriegen wir Sie schon wieder zum Zug.“ Das ist wirklich entzückend. Ein bisschen peinlich ist es aber auch. Und trotzdem freue ich mich, denn das Thema ist nett und Frau Schmidt hat mir auch schon versprochen, dass ihr Mann mal die Säge anwerfen wird, damit man auch was hören kann.

So habe ich mich heute also auf morgen vorbereitet und nebenbei noch das zweite Thema in Angriff genommen: den Tag des offenen Denkmals. Für radioungeübte Praktikanten ganz gut, da bis zum 9. September einige Zeit Vorlauf ist. Der Vorlauf ist auch notwendig. „Am besten du machst was über ein Denkmal, das dieses Jahr zum ersten Mal dabei ist. Idealerweise irgendso ein altes Gemäuer, wo der Wind durchpfeift und es ein bisschen gruselig wird.“ Das war die Anregung. Anspruch und Wirklichkeit liegen jedoch nicht immer so nah beieinander. Es fing damit an, dass mir niemand sagen konnte, welche der gemeldeten Denkmale überhaupt zum ersten Mal dabei sind. Die Dame vom Landesamt für Denkmalschutz in Halle: „Ja, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen, aber das sind ja nur 700 Denkmale in Sachsen-Anhalt dieses Jahr, da vergleichen Sie die Liste von diesem Jahr einfach mit der vom letzten. Sie haben doch bestimmt einen Praktikanten, der das machen kann?“ Die Praktikantin ruft daraufhin in der halleschen Touristeninformation an und lässt sich eine Liste faxen, in der die geöffneten Denkmale der Umgebung inklusive der Angabe, ob sie zum ersten Mal teilnehmen, draufstehen. Glück gehabt. Erstes Problem gelöst. Es gibt noch ein zweites, das nicht darin besteht, dass auf der Liste keine sagenumwobenen Spukschlösser verzeichnet sind. Fortsetzung folgt.

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