Donnerstag, 27. September 2007

Keine competition ohne Handtasche!

Es gibt Tage, auch wenn sie seltener geworden sind, an denen frage ich mich, ob das der richtige Beruf für mich ist.

Heute wieder ein Wirtschaftstermin, ich habe langsam Gefallen gefunden daran: Man bekommt alles schriftlich, macht nur Stichpunkte, die Zahlen über Umsatz und Gewinn verpackt man hinterher in ein paar schöne Worte und bittet die Grafik-Abteilung, das zu veranschaulichen - fertig ist der Lack.
Denkste.

10 Uhr, internationale Lederwarenmesse in der Weltstadt Offenbach. "Ach, da tanzen Leute in Lederkluft rum und ich schreib nachher lustige 60 Zeilen über Umsätze", dachte ich mir. Weit gefehlt.
Bei der Ledermesse geht es nämlich hauptsächlich um Handtaschen.
Also auf zur Fashion Show.
"Silber, metallic, verspielt, minimalistisch, Crash-Optik, oversized bags, clutch bags, androgyn" - der "Fashion Designer" schmeißt wild Stichpunkte in den Raum, mit denen ich nichts anfangen kann. Die Journalisten drum rum gucken wissbegierig. Ich bin diesmal nicht die schlechtangezogenste Person im Raum, gehöre aber definitiv ins untere Drittel.
Dann begint die Show. "Drama, Drama, Drama", schallt es in meinem inneren Ohr, und "die Handtasche muss leben" - wohl zuviel Germany's next Top Model geguckt.

Ich frage mich, wie ich die Zeilen mit dem Kram vollkriegen soll, denn ich verstehe nix von Mode und erst recht nicht von Handtaschen. Wohl zu wenig Vanity Fair gelesen.
Also auf zu den Händlern, die müssen mir ja auch in einfachen Worten sagen können, welche Trends es gibt.
Head of soundso, bekannte Modefirma G.W.: "Haben Sie nicht eine einfachere Frage für den Anfang".
Nein.
Was sollte man denn ausgeben wollen für eine Tasche? "Das ist aber eine nüchterne Frage". Der Head musterst mich mit einem abschätzigen Blick von oben bis unten. Ich bekomme den faden Geschmack davon, dass hier zwar vielleicht nicht zur Upper Class gehören, aber wenigstens so aussehen muss als ob.
"Auch wenn Sie nur einen Rucksack tragen, werden Sie doch wohl wissen, dass ein Handtaschenkauf eine emotionale Angelegenheit ist, da guckt man nicht zuerst auf den Preis".
Ich denke an meinen letzten Taschenkauf: H&M, 10 Euro: Wenig Emotionen.
Ich schweige.
Dann rückt er doch noch mit der Sprache raus: 800 Flocken für ne Prada-Tasche. Bei meinem Praktikantengehalt von 150 Euro ist immerhin der Griff drin.

Zum Schluss gabs wieder Häppchen, wieder zwei Euro fürs Mittagessen gespart und damit der Prada-Tasche schon wieder einen Quadratmillimeter näher gekommen.

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