Sonntag, 9. September 2007

Walking in Memphis?!

Hallo zusammen,
um die geballte Beitrags-Phalanx des Ferrari/Koch-Duos etwas aufzubrechen - und damit ihr mich nicht vergesst - hier mal ein kurzer Beitrag aus der Neuen Welt. Das Wichtigste in Kürze: Mir geht's gut, die Uni ist stressiger als bei uns und ja: Die Amerikaner sind alle etwas durchgeknallt! Aber meist auf eine total nette - und wenn nicht, dann zumindest auf eine sehr unterhaltsame - Art und Weise.

Das war der Einstieg, jetzt die Details. Die große Rolle rückwärts spar ich mir hier, wer tatsächlich wissen will, wie der Flug, die Ankunft, die erste amerikanische Poolparty oder sonstwas war, kann gern fragen.

Ansonsten mal konkret: Memphis ist eine Südstaaten-Stadt wie sie im Lehrbuch steht. Wahnsinnig heiß außen (100 Grad Fahrenheit sind gar nichts), dank stets auf Volllast laufender Air-Conditioning dafür innen immer ziemlich kalt. Subways und Starbucks finden sich überall - und "überall" ist wörtlich zu nehmen, denn Memphis - obwohl für amerikanische Verhältnisse ja max. eine mittelgroße Stadt - zieht sich für europäische Maßstäbe beinahe unvorstellbar weit in alle Richtungen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es so gut wie gar keine. Das hat zwei Folgen. Erstens wird das mit den Bus-Fotos schwierig, Oli. Aber ich bemühe mich. Und zweitens schafft man es ohne Auto nirgendwohin. Nicht in die Innenstadt, nicht in die "Vororte", nicht nach Graceland, nicht zum Einkaufen. Zu dramatisch ist das aber meist nicht, denn - auch hier stimmt das Klischee - ausnahmslos jeder amerikanische Student auf dem Campus hat seit er 16 ist ein Auto - und freut sich, immer mal ein paar internationale Studenten kutschieren zu dürfen...

Dabei wäre das aber gar nicht wirklich nötig, denn der Campus hier bietet alles, was das Studentenherz begehrt - vom Schwimmbad bis zum Starbucks-Café. Ich selbst hab im Augenblick vier Kurse, was gar nicht so dramatisch klingt, aber irgendwie doch mehr Arbeit ist, als ich mir das so gedacht habe. Die Kurse selbst sind nämlich doch deutlich zeitintensiver als bei uns (was auch daran liegt, dass man jeden Kurs 2x die Woche hat), dazu gibt es fast jede Woche irgendwelche Tests, Hausaufgaben, etc. Aber bevor ich mich hier ausweine, warte ich besser erstmal ab, wie sehr der Renner euch alle fordert...

Auf und neben dem Campus - also wieder "überall" - gilt das durch viele Hollywoodfilme sehr eingeprägte Klischee: "Americans overdo everything!" Das heißt: Es gibt einfach keinen Normalzustand hier. Das Essen ist entweder super-mega-gesund oder so fettig, dass die erste Bypass-Operation vor dem 30. Lebensjahr unausweichlich ist (und da wir ja hier in der Welt-BBQ-Hauptstadt sind, dominiert letzteres). Die männlichen Studenten sind dementsprechend entweder alle extrem dick oder bis ins letzte austrainiert. Die Mädels entweder Cheerleader-tauglich oder... na ja. Und immer so weiter. Aber ich hoffe immer noch, dass das nur der erste Eindruck ist und der amerikanische "Normalzustand" einfach nur besser versteckt ist als der europäische...

Ansonsten könnte ich mich jetzt noch stundenlang über amerikanische Autos, Einkaufsmalls, Verhaltensweisen, Sportfanatismus, etc. auslassen, aber das spar ich mir heute. Nächstes Mal gibt's dann mehr als diese paar ersten Eindrücke, vielleicht hat sich dann das eine oder andere schon revidiert. Trotzdem: Falls ihr Kinofans seid (das gilt also besonders für dich, Martin), geht nicht in "Balls of Fury". Falls ihr StudiVZ-Fans seid, passt gut darauf auf, denn wenn das Ding Facebook weiterhin nacheifert, macht es bald keinen Spaß mehr. Und falls ihr euch drittens noch nicht richtig mit der Uni Mainz identifiziert, wird es Zeit. Denn wer hier als Freshman nicht an 3 von 5 Unitagen in den "Vereinsfarben" blau/weiß/grau rumläuft, wird schief angeschaut. Und wer sich darüber lustig macht, dass der Bookstore neben Büchern auch Golfbälle mit dem Symbol der University of Memphis verkauft, kann froh sein, dass die meisten Amerikaner sich mit Deutsch doch relativ schwer tun!

Euch allen weiter viel Spaß bei all den Praktika (ganz besonders denen, die bei der dpa und ard.de sind) und dem Genießen der Semesterferien. Ich hoffe, man hört oder liest sich...

1 Kommentar:

ausland: hoffmann hat gesagt…

Schön, dass du dein Versprechen gehalten hast! Die Details waren doch aufschlussreich - eben zwei Semester Übung ;-)