Montag, 30. Juli 2007

Keine Erwartungen können nicht enttäuscht werden

... bloß gut, dass ich keine hatte.

„Dann kommen Sie Montag um neun und wir werden sehen, wie wir Sie beschäftigen.“ Das fing ja gut an. Und irgendwie auch typisch. Dennoch war ich nicht pessimistisch. Praktikum in der Pressestelle einer Bank – das kann ja so schlimm nicht sein. Und wer weiß, ob wir nicht irgendwann doch im Bereich PR landen werden?

9:05 Uhr. Der Pförtner: „Wie? Sind Sie sicher, dass Sie zu Frau Schuch und nicht zu Frau Droll wollen?“ Mir war gesagt worden, ich solle mich bei Frau Schuch melden. „Gut. Setzen Sie sich. Frau Schuch holt Sie ab.“ Frau Schuch holte mich ab. Zwei Stockwerke hinauf. „Na, da kann ich Sie gleich mal vorstellen: Frau A., Frau B., Frau C., Herr D. Frau F. ist im Urlaub, Frau G. auch.“ Ebenso wie Herr Pitzer, der Chef der Abteilung „Corporate Communications“. „Und das hier ist Frau Schmidt. Frau Schmidt, unsere Praktikantin, ich lasse sie gleich mal bei Ihnen.“ Frau Schmidt ist blond, 33 und nett. Das übliche Geplänkel. Was sie macht, was ich mache, was das Unternehmen macht. „Ja, einen PC-Zugang haben Sie ja noch nicht. Da können Sie eigentlich nicht viel machen.“ Das was ich dann mache ist, die aktuelle Mitarbeiterzeitschrift zu lesen. Und die Mitarbeiterzeitschrift, die vor dieser erschienen ist und die, die davor erschienen ist. Dann lese ich die Auswertung einer Umfrage zur Mitarbeiterzeitschrift. Und dann lese ich die Mitarbeiterzeitschrift der Landesbank Baden-Württemberg (die Landesbank Rheinland-Pfalz ist zu 100% ihre Tochter). „Kennen Sie eigentlich unseren Geschäftsbericht?“ Ich verneine. Und lese auch diesen. „Ich habe Ihnen mal ausgedruckt, was unsere studentischen Hilfskräfte als heutige Pressetexte zusammengestellt haben.“ Ich lese auch das: Es geht um die WestLB und um die WestLB und um die WestLB – die möglicherweise von der Landesbank Baden-Württemberg übernommen werden wird. Und es geht um die Bundesbank und um die Börse in Japan und um Dax-Unternehmen. Ächz. Und dann bleibt auch noch genügend Zeit, die Süddeutsche so intensiv zu lesen, wie man sonst nie dazu kommt.

Halb fünf bin ich entlassen. „Es hat ja keinen Sinn, dass Sie noch länger hier bleiben.“ Ein PC-Passwort habe ich immer noch nicht. „Die haben einen Serverausfall in der Personalabteilung. Und ohne Personalnummer kann ich für Sie kein Passwort beantragen. Aber kommen Sie morgen mal Viertel nach 8. Da können Sie dann unseren studentischen Hilfskräften beim Zusammenstellen des Pressespiegels zuschauen.“

Ein Lernziel wurde nicht definiert.

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